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Zeitung << 2/2004 << Friedrich Schiller: Kabale und Liebe


Friedrich Schiller: Kabale und Liebe
Ist weiblicher Untertanengeist heute noch aktuell?

Autorin: Dalma Maros

Friedrich Schiller war einer der Vertreter der Sturm und Drang Bewegung in Deutschland zwischen 1767 und 1790. Eines seiner wichtigsten Dramen ist „Kabale und Liebe“, das mein Lieblingsdrama ist. Dieses bürgerliche Trauerspiel zeigt uns die Absichten und Wirkungen der Stürmer und Dränger. Im Drama geht es um die Liebe eines Bürgermädchens, Luise Millerin, und des Sohnes des Ministerpräsidenten, Ferdinand von Walter, welche wegen der Intrige des deutschen Fürstenhofes nicht erfüllt wird. Ferdinand von Walter liebt Luise, die Tochter des Stadtmusikanten. Er ist entschlossen, sie trotz aller Standesunterschiede zu heiraten. Der Präsident will seinen Sohn mit Lady Milford, der idealisierten Mätresse des Herzogs verheiraten, so will er seine eigene Macht festigen. Er strebt immer nach einer besseren Position am Hof des Fürsten und beschäftigt sich nur mit seinen Interessen und dunklen Intrigen. Er will Luise und Ferdinand durch seinen Sekretär Wurm trennen. Beide bekennen sich aber zu ihrer Liebe und wollen kämpfen. Der Sekretär wird jedoch die Kabale einfädeln. Luise muss einen Brief schreiben, den Ferdinand als Beweis ihrer Untreue bekommen wird. Ferdinand stellt Luise zur Rede, bekommt aber keine Antwort. Luise will ihren Schwur nicht brechen und sie hat auch Angst vor ihrem Vater. Ferdinand vergiftet dann Luise und sich, aber bevor Luise stirbt, gesteht sie ihm, dass sie ihm immer treu geblieben ist. Der Präsident versucht die Schuld auf Wurm zu schieben, aber beide werden verhaftet.
Alle Gestalten dieses Dramas sind typische Figuren der Sturm und Drang Bewegung, besonders die zwei Hauptfiguren: Ferdinand und Luise. Ferdinand ist ein echter Held des Sturm und Drang. Er bricht die Gesetze und kämpft für seine Liebe. Er will die Willkür seines Vaters nicht akzeptieren. Er ist leidenschaftlich, sentimental, ein echter Träumer. Er ist der Träger der fortschrittlichen, bürgerlichen Ideologie, bekennt sich zur Freiheit und zum Recht, zur freien Gattenwahl und zur wahren Liebe. Diese Merkmale bestimmen die Ideologie der Stürmer und Dränger. Luise will nicht und kann nicht für ihre Liebe kämpfen. Wegen ihrer Erziehung kann sie mit ihrer religiösen Gebundenheit nicht brechen. Sie fasst die Standesunterschiede als gottgewollt auf und hält auch einen erpressten Eid für heilig. Sie unterwirft sich der Standesordnung und tröstet sich mit einer Vereinigung im Jenseits. Sie widersteht den Fluchtplänen Ferdinands, so ist sie nicht bereit und fähig wie Ferdinand zu kämpfen.
An dieser Stelle kann man die Frage stellen, ob der Untertanengeist, der bei Luise auftritt, heute noch immer existiert. Die Antwort lautet Ja. In einigen islamischen Ländern, besonders unter dem Taliban-Regime. „Frauen sind zur Erziehung der Kinder, zur Versorgung des Haushaltes und zur Genugtuung der Ansprüche der Männer da“, erörtert das heilige Buch des Islams, der Koran. Die Religion und die Traditionen beeinflussen das ganze Leben der muslimischen Menschen. Die muslimischen Frauen denken, dass die Ehe der Wille Gottes (Allah) ist. So ergibt sich auch für Luise, dass die Trennung von Ferdinand gottgewollt ist. Die Gesellschaftsunterschiede sind offenbar, Frauen werden nicht für voll genommen, ihre Rechte existieren nicht, sie werden wie Dinge behandelt. Die Männer sehen in den Frauen in erster Linie nur das biologische Wesen. Sie akzeptieren nicht, dass die Frauen selbständige Gedanken und einen selbständigen Willen haben. Die islamische Religion orientiert sich an den Männern, die die Politik, die Medien und alle Regionen des täglichen Lebens beeinflussen. Die Frauen haben fast keine Möglichkeit ihre Stellung zu verändern. Paradoxerweise können sie nur durch die Medien Aufmerksamkeit erregen und vielleicht auch einige Rechte bekommen, zum Beispiel wenn sie Bücher über ihre Stellung schreiben. Der Unterschied zwischen Luise und Ferdinand ist auch spürbar, die Gesellschaft wird diese Ehe nicht erlauben. Luise fürchtet sich vor dem Präsidenten, wie die arabischen Frauen vor den Männern. Sie akzeptieren fast alles, was die Männer sagen und machen. Als Schlusswort kann man Schillers bemerkenswerte Worte zitieren: „Ursache der sozialen Unfreiheit, ist die Ergebenheit in die gottgewollte Abhängigkeit.“ Wer Lust hat eine interessante und komplizierte Liebesgeschichte zu lesen, sollte dieses Buch in die Hand nehmen.