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Zeitung << 2/2004 << Interview mit Dr. Csilla Bernáth


Kein Germanistikstudium ohne Wörterbücher
Interview mit Dr. Csilla Bernáth

Autorin: Orsolya Birta

Dr. Csilla Bernáth, Oberassistentin am Lehrstuhl für Germanistische Linguistik, kann auf eine ziemlich lange Lehrtätigkeit an unserer Universität zurückblicken. Sie studierte hier, an der damaligen József-Attila-Universität, dann – nach einer geraumen Zeit, die sie als Sprachlehrerin am Lektorat der Szegediner Universität verbrachte – kehrte sie als Assistentin der Universität zurück. Ihre Forschungsbereiche sind Lexikologie, Lexikographie und Phraseologie, und neben ihrer Arbeit an der Universität wirkt sie auch bei der Erarbeitung von Wörterbüchern mit.

Sie waren Studentin, später Sprachlehrerin an unserer Universität und jetzt sind Sie Oberassistentin hier. In welcher dieser Rollen fühlten Sie sich am wohlsten?
Ehrlich gesagt fühle ich mich jetzt, als Oberassistentin am wohlsten. Der Unterschied zwischen dem Studentendasein und der Arbeit als Dozentin besteht darin, dass ich jetzt den Kontakt zu der Germanistik in Deutschland genießen kann. Außerdem sind die Bücher, die jetzt zugänglich sind, unvergleichbar besser als die in der Zeit, als ich Studentin war. Auf meine Arbeit als Sprachlehrerin möchte ich jetzt nicht eingehen, denn es war ja überhaupt nicht fachlich spezifiziert. Ich fühle mich also jetzt am besten.

Zur Zeit unterrichten Sie Lexikologie, Lexikographie und Phraseologie. Haben Sie früher auch andere Kurse geleitet oder haben Sie vor, neben den oben genannten Kursen auch noch andere anzubieten?
Am Anfang meiner Tätigkeit am Lehrstuhl leitete ich Grammatikübungen und auch den Kurs Wörterbuchbenutzung. Ich begreife aber den letzteren als Teil der Lexikographie. Ich habe nicht vor, neben den jetzigen Kursen auch noch weitere anzubieten. Ich bin beschäftigt genug, denn ich wirke – parallel zu meiner Arbeit am Lehrstuhl – bei der Erarbeitung von Wörterbüchern ständig mit. Ich bin der Ansicht, dass man über die Praxis nur dann reden kann, wenn man diese auch ausübt. Aber ich muss hinzufügen, dass mein Kurs Lexikographie in der Form, wie er seit einem Jahr läuft, schon etwas Neues ist. Ich habe ein Konzept der Lexikographie als Lehrveranstaltung für zwei aufeinanderfolgende Semester ausgearbeitet, in deren Rahmen ich eine theoretische und praktische Ausbildung für diejenigen Germanistikstudenten anbieten möchte, die eventuell in einem Verlag als Verlagsfachleute arbeiten oder als Wörterbuchautoren tätig sein möchten.

Sind Sie mit der Einstellung und Leistung der Studierenden zufrieden?
Allgemein gesagt bin ich mit einem Teil der Studierenden nicht zufrieden. Ich möchte es offen lassen, wie groß dieser Teil ist. Was ich an gewissen Studenten bemängele ist das Desinteresse am Fach. Was mich unzufrieden macht ist die Einstellung mancher Studierenden, die bloß eine Zwei erwarten. Was ich noch bemerke, ist, dass manche es nicht begreifen wollen, dass das Germanistikstudium hierarchisch aufgebaut ist. Was man im ersten Studienjahr in den Grammatikübungen erlernte, ist auch später unerlässlich. Bei meiner täglichen Arbeit bin ich immer wieder damit konfrontiert, dass die Studierenden es außer Acht lassen, dass man die Grundkenntnisse nicht nur im ersten Studienjahr zu beherrschen braucht.

Besteht ein Unterschied zwischen den Studierenden von heute und denen aus Ihrer Zeit hinsichtlich der Sprachkenntnisse?
Ja, es besteht ein riesengroßer Unterschied und zwar nicht nur hinsichtlich der Sprachkenntnisse, sondern auch in der Einstellung zum Sprachenlernen. Die Studenten damals hatten ziemlich geringe Sprachkenntnisse. Aber was die Einstellung betrifft, wir konnten unsere Möglichkeiten, die ja viel beschränkter waren als die von heute, besser nutzen als die heutigen Studenten. Im Gegensatz zu dem heutigen immensen Angebot an fremdsprachlichen Büchern und Fernsehprogrammen hatten wir damals zum Beispiel nur einige kümmerliche Frauenmagazine aus der DDR. Trotzdem las man diese vom Titelblatt bis zum Ende und bearbeitete sie mit Wörterbüchern. Wir strebten also danach, unsere geringen Möglichkeiten so gut wie möglich zu nutzen.

Sie haben an der Erstellung der deutsch-ungarischen und ungarisch-deutschen Wörterbücher von Regina Hessky mitgearbeitet. Haben Sie schon früher zur Veröffentlichung eines Wörterbuches beigetragen?
Dieses war die erste anspruchsvolle lexikographische Arbeit an einem allgemeinsprachlichen Wörterbuch, an dem ich mitgearbeitet habe. Davor arbeitete ich mit an der Erstellung des Substantivvalenzwörterbuches von Professor Péter Bassola. Lassen Sie mich zusätzlich erwähnen, dass ein deutsch-ungarisches, ungarisch-deutsches Wirtschaftswörterbuch im Oktober 2004 erschienen ist, das eine gemeinsame Arbeit von Edit Gyáfrás und mir ist.

Sie haben einen engen Kontakt zu der Universität Gesamthochschule Siegen. Um was für eine Art von Zusammenarbeit handelt es sich dabei?
Die Zusammenarbeit mit Siegen entstand auf der Basis der Lexikographie. Am Anfang der 90er Jahre nahm ich den Kontakt zu Prof. Schaeder aus Siegen auf. Dank eines DAAD-Stipendiums konnte ich nach Siegen fahren, dort suchte ich Prof. Schaeder mit der Idee auf, das Halász-Wörterbuch, mit dem ich seit meinem Studium nicht zufrieden war, zu erneuern. Er nahm das Vorhaben interessiert auf und wir führten auch die nötigen Vorbereitungen durch. Inzwischen war in Budapest ein deutsch-ungarisches Wörterbuchprojekt von Prof. Hessky in die Wege geleitet worden. Das Projekt in Siegen lief zu langsam, in Budapest lief es viel schneller. Dann hat Prof. Hessky aus Budapest mich gesucht und gefragt, ob ich an ihrem Projekt mitarbeiten möchte. Ich nahm das Angebot natürlich an. Aber die Zusammenarbeit mit Siegen läuft immer noch, wenn es z.B. um zu klärende Fragen der theoretischen Lexikographie geht.

Sind Sie besonders stolz auf irgendetwas, was Sie während dieser vierzig Jahre an der Universität erlebt haben?
Ich bin eher zufrieden als stolz, zum Beispiel wenn ich bei den Studenten Interesse entdecke für das, was ich mache. Wenn sie am Ende des Seminars, eventuell während des Seminars Fragen stellen oder wenn sie in meiner Sprechstunde etwas erfragen, dann bin ich zufrieden.

Es ist kein Geheimnis, dass Ihr Mann als Institutsleiter an der Universität tätig ist. Ist es ohne Schwierigkeiten gelungen, das Privatleben mit dem Beruf zu vereinbaren oder ist es recht schwierig, an dem gleichen Arbeitsplatz tätig zu sein?
Zum Glück ist es nicht genau der gleiche Arbeitsplatz. Wenn er in der Sprachwissenschaft tätig wäre, wäre es natürlich problematisch. Ich bekomme wenig davon zu spüren, dass er Institutsleiter ist. Gott sei Dank sind unsere Gebiete ziemlich gut separiert.

Ich wünsche Ihnen weiterhin eine erfolgreiche Arbeit an der Universität. Vielen Dank für das Interview.
Gern geschehen.