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Zeitung << 1/2004 << Wo recherchieren die Germanisten?


Wo recherchieren die Germanisten?
Internetbenutzung unter den Germanistikstudenten

Autorin: Szilvia Hajdu

Die ersten Wochen an der Universität: geheimnisvolle Gebäude- und Raumnamen, unbekannte Gesichter, Verzweiflung in der Bibliothek, Vorschriften und Erwartungen, und dazu kommt noch ein neuer „Feind“: der Computer. Heutzutage hat natürlich jeder einen minimalen Kontakt mit der Computerwelt, an der Uni hat er aber eine größere Bedeutung in unserem Leben: ETR, Hausaufgaben, Seminararbeiten, Referate. Die Auflistung geht bis zu unserer größten Leistung, der Diplomarbeit. Mit dem Computer zu arbeiten, ist für uns schon eine selbstverständliche Sache. Wir denken, dass wir schon „genug eckige Köpfe“ haben, trotzdem dachte ich, dass die Sache etwas komplizierter sei: Computer und Internet kann man benutzen und auch gut nutzen. Wie tun das die Germanisten in der Wirklichkeit? Um diese Frage zu beantworten, führten wir eine Umfrage mit 100 Personen (20 Germanisten pro Studienjahr, 83 Frauen und 17 Männer) im Sommersemester 2004 durch und die Ergebnisse waren manchmal ganz merkwürdig.

Unter den Fragen waren ganz allgemeine und auch germanistikspezifische Fragen. Wir erkundigten uns danach, wie viele entweder in Szeged oder zu Hause einen Computer besitzen und das Ergebnis übertraf unsere Erwartungen: von 100 befragten Personen haben 95 einen Computer (Diagramm 1), und das ist meiner Meinung nach eine sehr gute Zahl. In dem vierten und fünften Studienjahr hat jede befragte Person oder ihre Familie einen Computer. 70 % der Germanistikstudentinnen und -studenten surfen im Internet in einem Computerraum der Universität, 39 % haben zu Hause einen Internetanschluss. Besonders interessant ist, dass 7 Personen in ihrer Untermiete einen Internetanschluss haben. Einerseits ist es schockierend, dass heutzutage nur 7 % der Befragten sich das leisten können, andererseits haben wir eine noch niedrigere Prozentzahl erwartet. Der größte Teil der Befragten (57%) surft mehrmals in der Woche auf verschiedenen Websites, 35 % hocken jeden Tag vor dem Computer und 8 % benutzen das Internet nur mehrmals im Monat. Hauptsächlich verwendet werden von den Internet-Diensten die E-Mail, an der zweiten Stelle das WWW, und weniger bevorzugt sind Chat und Newsletters. Unter den Befragten gibt es nur 10 Personen, die verschiedene Files oder Programme vom Internet herunterladen. Einige sind auf Mailing Lists, benutzen ICQ, IRC, Telnet, aber niemand kennt Gopher oder Newsgroups.

Recherche in der Bibliothek oder im Internet
Wir interessierten uns auch dafür, ob die Studenten eher das Internet oder die Bibliothek bei der Recherche bevorzugen: 61 % schauen lieber auf den Bildschirm eines Computers, 34 % mögen eher den Duft der Bücher und die „netten“ Bibliothekarinnen. Es gab 5 Personen, die beide Möglichkeiten angekreuzt haben, weil sie sich gar nicht entscheiden konnten (Diagramm 2). Interessant ist auch, wie die befragten Personen ihre Antwort begründet haben: neben dem Internet steht natürlich als Argument seine Schnelligkeit, die Zugangsmöglichkeiten, die Menge und die Aktualität der dort verfügbaren Daten und Informationen. Viele sagen, dass man das Internet leichter nutzen kann, andere behaupten das aber von der Bibliothek. Es ist zeitsparend. Als Argument kommt öfter vor, dass man vor dem Internet nicht Schlange stehen muss, wie es aber in einer Bibliothek, vor allem in der Universitätsbibliothek, sehr oft geschieht. Außerdem ist das Internet nach Meinung der Befragten viel bequemer, aber auch teurer. Wer für die Bibliothek argumentiert, geht meistens wegen der Atmosphäre dorthin und vertraut vielmehr auf die Bücher und damit auf die Bibliothek.
Die Studenten verwenden den Computer natürlich nicht nur für die Kursbelegung, sondern hauptsächlich für die Kontakthaltung, schicken also E-Mails oder diskutieren mit anderen Personen in Chats. An der dritten Stelle stehen die beruflichen und wissenschaftlichen Zwecke. Weniger bevorzugt ist der Computer für den Informationserwerb. Die Befragten spielen sehr wenig mit dem Computer und vernachlässigen die Unterhaltungsmöglichkeiten, die durch Computer zu verwirklichen sind.

Die Homepage unseres Instituts
Die Befragten konnten die Homepage unseres Instituts auf einer Skala von eins bis fünf bewerten: der Durchschnittswert ist 3,5. Die Bewertung ist also zwischen mittelmäßig und gut. Es war merkwürdig, dass die Studenten aus dem ersten Jahrgang die Homepage höher, mit 4,2, die aus dem vierten Jahrgang aber niedriger, mit 3 bewertet haben, sie sind also nicht mehr so zufrieden. Die Befragten sollten auch die Frage beantworten, was sie vermissen, womit unsere Homepage ergänzt werden könnte. Wir bekamen sehr verschiedene, aber nützliche Antworten: Eine eigene Suchmaschine könnte die Suche auf der Seite erleichtern. Sie möchten gerne auch die Prüfungsanforderungen, die Pflichtliteratur sowie Literatur zum Vergnügen im Internet lesen. Sie vermissen konkrete Informationen über das Fach Germanistik, aktuelle Nachrichten, Lernmaterialen, Links zur Linguistik und Literaturwissenschaft, Handouts zu den Vorlesungen, Bewerbungsmöglichkeiten, Freizeitprogramme, kulturelle Empfehlungen. Und öfter wurde das Aussehen der Seite bemängelt: sie sollte kreativer, bunter sein, mit mehreren Fotos.
Wir wollten auch wissen, wie die Germanisten die deutschsprachigen Internet-Seiten finden. Sie bewerteten sie auf einer Skala von eins bis fünf mit 3,7. Sie finden sie also weder schlecht noch sehr gut. Das Top-Thema, zu dem die Befragten recherchieren, ist Literatur (70%). 50% der Befragten recherchieren in dem Themenbereich Kultur, nur 30 % suchen nach linguistischen Seiten im Internet, 18 % der Germanistikstudenten erweitern ihr Wissen über Landeskunde mit Hilfe des Internets und 25 % suchen Bewerbungsmöglichkeiten im Internet. Außerdem recherchieren sie noch zu den folgenden Themenbereichen: Politik, Musik, Sport, Unterhaltung, Songtexte, Nachrichten und Diplomarbeit. Neben der Frage, was sie suchen, ist auch wichtig, wie sie es tun: meistens recherchieren die Germanisten natürlich auf Deutsch (84 %), dann in zweiter Linie auf Ungarisch (70 %), und fast die Hälfte der Befragten (41 %) auch auf Englisch. Nur einige Personen recherchieren auf Französisch (2 Pers.), Russisch (1), Serbisch (1) und Spanisch (1).
Welche Suchmaschinen sie dabei am meisten verwenden, zeigt das Diagramm 3. Es war erstaunlich, dass nur vier von 100 Personen eine Metasuchmaschine kennen, weil es so ein bisschen fraglich ist, wie effektiv wir das Internet verwenden können, wenn wir nicht effizient genug in ihm suchen können. Sie sollten diese Metasuchmaschine auch benennen: google.com, ariadnet.hu und suchprogramme.de haben sie erwähnt.
Zum Schluss kann man sagen, dass die Germanistikstudenten keine Computer-Genies, aber begeisterte Benutzer sind. Sicherlich müssen wir uns noch entwickeln, um das Internet und den Computer zu wissenschaftlichen Arbeiten besser nutzen zu können, andererseits müssen wir die Tatsache akzeptieren, dass die heutigen 8-14-jährigen Kinder vor dem Monitor aufwachsen und wir als zukünftige Lehrer bzw. Lehrerinnen mit diesen jungen Personen Schritt halten sollten.