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Zeitung << 1/2004 << Was kann man mit dem Germanistikdiplom machen?


Was kann man mit dem Germanistikdiplom machen?
Ein Gespräch mit der ehemaligen Germanistikstudentin Szilvia Tóth

Autorin: Nikoletta Ferenczi

Viele Germanistikstudenten stellen sich die Frage: Was kann ich nach dem Abschluss der Universität machen? Bekomme ich eine Arbeitsstelle oder nicht? Hat es sich gelohnt, fünf Jahre lang an der Uni zu studieren? Ich habe mit einer Germanistikstudentin gesprochen, die schon das Studium absolviert hat. Sie heißt Szilvia Tóth und arbeitet in Szeged als Deutschlehrerin in einer Fachmittelschule.

Du hast an der Universität Szeged das Germanistikstudium absolviert.
Ja, ich habe die Uni im Jahre 1998 begonnen und in diesem Januar mein Diplom bekommen. Die Abschlussprüfung ist mir wirklich gut gelungen, mit einem Durchschnitt von 4,39 konnte ich mein Studium beenden. Das Thema meiner Diplomarbeit habe ich aus dem Bereich der Literatur gewählt: Theodor Fontane. Bei der Abschlussprüfung, als ich über meine Diplomarbeit sprechen musste, war ich sehr aufgeregt, aber es war nicht so schlimm, kann ich sagen.

Was denkst du über die Uni Szeged? War es so, wie du früher im Gymnasium gedacht hast? Wolltest du immer hierher kommen? Du hast in Szolnok ein sehr gutes Gymnasium mit sehr guten Leistungen besucht.
Diese Uni hat mir sehr viel gegeben. Es ist ein gutes Gefühl, dass ich Studentin dieser Uni war. Ich hatte kaum schlechte Erfahrungen. Ich hatte früher keine konkreten Vorstellungen über die Uni, ich wusste eigentlich nicht, was Germanistik bedeutet. Ich war aber sehr neugierig. Meine Eltern und meine Lehrer hatten mir empfohlen, Jura zu studieren, aber die deutsche Sprache hatte ich immer sehr gern. Obwohl ich das Gymnasium in einer Klasse mit erweiterten Englischstunden besuchte, hatten wir sehr viel Deutschunterricht. So konnte ich sehr früh die Sprachprüfungen machen. Im Jahre 1996 hatte ich die Mittelstufe in Deutsch, dann 1997 in Englisch gemacht und im Jahre 1998 auch die Oberstufe in Deutsch bestanden. In der 12. Klasse habe ich lieber die deutsche Sprache gewählt, weil ich aus persönlichen Gründen sehr viel mit Deutschen sprechen musste. Nach der Sprachprüfung wusste ich, dass ich mich an der Uni für Germanistik bewerben würde.

Wie war das Niveau? Wie waren die Seminare, Vorlesungen, Prüfungen, weil du die Uni ja noch in einem anderen System begonnen hast? Erinnerst du dich an etwas Besonderes?
Ich halte das Niveau der Lehrerausbildung für Deutsch in Szeged für hoch, wie ich im Vergleich mit anderen Universitäten gehört habe. Literatur stand mir näher als Sprachwissenschaft, aber ich hatte auch sehr gute und inhaltsreiche Vorlesungen in Linguistik z.B. bei Herrn Prof. Vilmos Ágel besucht. Meine Erfahrung war, dass die Dozenten immer sehr vorbereitet waren. Die Atmosphäre von einigen Seminaren und Vorlesungen wird mir lange in Erinnerung bleiben.

Und die Sprachübungsseminare? Was denkst du darüber?
Im Zusammenhang mit den Sprachübungsseminaren habe ich gemischte Gefühle. Nicht alle haben mir gefallen. Ich denke, wir hätten auch mehr gebraucht, und diese Art der Stunden waren nicht immer erfolgreich. Ich muss aber zugeben, ich war auch nicht immer so aktiv, wie es erwünscht gewesen wäre. Es gab Sprachübungen, die Politik, Geschichte oder Literatur zum Thema hatten. In diesen war ich aktiv, weil diese mein Interesse weckten.

Du hast beide Zwischenprüfungen noch im dritten Studienjahr abgelegt. War das besser oder schwerer?
Ich habe es für sinnvoll gehalten, dass wir in Sprachwissenschaft im Sommersemester einen Vorbereitungskurs gehabt haben. Das hat mir sehr viel geholfen. Ich denke, dass die Zwischenprüfung in Literatur zwar nicht leicht, der Inhalt aber überschaubarer war als im jetzigen System.

Hast du leicht eine Arbeit bekommen? Was machst du heutzutage?
Ich habe drei Monate lang nach einer Arbeit gesucht, dann ist es mir mit Hilfe einer Bekannten gelungen, eine Stelle zu finden. Ich arbeite jetzt in der Berufs- und Fachmittelschule Ferenc Hansági für Gastronomie und Tourismus in Szeged. Ich unterrichte in verschiedenen Klassen und auch Erwachsene, die sich auf das Abitur vorbereiten. Daneben bin ich jetzt im dritten Studienjahr an der Theologischen Akademie für Religionspädagogik.

Wie sind die heutigen Schüler? Interessieren sie sich für die deutsche Sprache?
Ich kann nur sagen, was meine Erfahrungen in dieser Schule sind. Die Schüler sind sehr verschieden in den einzelnen Schultypen. Das ist eine Berufschule. Hier ist es eine sehr große Aufgabe, die Schüler zu motivieren. Es gibt hier wenige, die sich allgemein für das Lernen und für die Fremdsprachen interessieren. Es macht mir sehr große Freude, wenn ich motivierte und begeisterte Schüler entdecke. Dann versuche ich immer zu helfen.

Kannst du im Rahmen der Didaktik das anwenden, was du an der Uni gelernt hast?
Die Didaktikseminare haben nur wenig geholfen, weil wir nur sehr wenig Praktisches gelernt haben. Das einzige, was sinnvoll und nützlich war, war das Praktikum im 5. Studienjahr. In der Schule, in der ich arbeite, geht es eher um die berufliche Sprache, Fachausdrücke aus dem Bereich der Gastronomie. In einigen Klassen ist das Allgemeinwissen so gering, dass der Unterricht und die Erwartungen nur sehr einfach bzw. niedrig sein können. Die neuesten Methoden des kommunikativen Unterrichts kann ich nur selten und nur in einer Klasse anwenden, aber ich hoffe, mit Erfolg.

Was für ein Gefühl ist es, dass du schon Arbeiten korrigieren kannst und nicht die Lehrer an der Uni deine Arbeiten oder Klausuren korrigieren? Bist du streng mit den Schülern?
Ich habe mich schnell daran gewöhnt. Es lohnt sich nicht, zu streng mit den Schülern zu sein. Viel wichtiger ist es, in dieser Schule mit den Schülern zu sprechen und zu versuchen, sie menschlich ein bisschen zu erziehen. Man braucht sehr viel Geduld.

Wie sehen deine zukünftigen Pläne aus? Möchtest du auch weiterhin in Szeged bleiben? Deine Familie wohnt ja weit von Szeged entfernt.
Ich bin sehr froh, dass ich eine Arbeitstelle habe, und ich möchte auch im Weiteren hier bleiben, auch in Szeged und auch an dieser Schule. Ich könnte mir nicht vorstellen, von Szeged wegzuziehen. Ich wohne seit 1998 in Szeged und ich habe sehr viele Leute kennen gelernt, aber ich halte auch den Kontakt mit meinen Freunden zu Hause.

Was könntest du der nächsten Generation von Germanistikstudenten sagen? Wie sollen wir es machen, um es sicher gut zu machen?
Wenn man Germanistik studiert, kann man sich mit Erlebnissen bereichern, wenn man auch die Germanistik liebt und sich damit auch im Weiteren beschäftigen möchte. Und ich wünsche der nächsten Generationen viel Erfolg, weil es nicht so leicht wird!