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Zeitung << 1/2004 << Germanistikstudenten aus Szeged in Dresden
Germanistikstudenten aus Szeged in Dresden
Stipendium der Quandt-Stiftung für junge Forscher
Autorin: Katinka Gutai
Das Stipendium der Herbert-Quandt-Stiftung wurde ins Leben gerufen, um herausragende Talente des ehemaligen Ostblocks zu unterstützen, und auf diese Weise zur Förderung der Wissenschaft und Forschung in Ost-Mittel-Europa beizutragen. In der Praxis heißt das, dass junge Doktoranden oder Studenten aus verschiedenen ost-mittel-europäischen Ländern – z.B. aus Bulgarien, Tschechien, Rumänien, Polen, Ungarn – zehn Monate lang an der Technischen Universität Dresden und an der Universität Konstanz forschen können. Die betreuten hochqualifizierten und engagierten Stipendiaten kommen aus verschiedenen Forschungsfeldern wie Jus, Natur- und Geisteswissenschaften, Medizin. Die Studenten der Szegediner Universität haben seit drei Jahren die Möglichkeit, sich um ein Herbert-Quandt-Stipendium an der Technischen Universität Dresden zu bewerben. Als Partnerprofessor des Stipendiums fungiert Dr. Peter Bassola, Leiter des Lehrstuhls für Germanistische Linguistik an der Universität Szeged. Im folgenden Interview wurden die Doktorandin Judit Szabó und die Germanistik-Absolventin Tünde Karnitscher, beide Stipendiatinnen der Herbert-Quandt-Stiftung im Studienjahr 2002/03, über ihre Erfahrungen befragt.
Was war euer Forschungsthema und wie habt ihr von dem Stipendium erfahren?
Judit: Ich habe mich mit meinem Promotionsthema „Ethik und Literaturtheorie” um ein Stipendium beworben. Ich habe auf dem Schwarzen Brett der Abteilung für Internationale Beziehungen an der Universität Szeged (www.u-szeged.hu/kulugy) diese Möglichkeit gefunden.
Tünde: Ich habe mich mit meinem zentralen Forschungsthema „Mystizistische, spiritualistische Bewegungen im 17. Jahrhundert” beschäftigt. Ich habe auf dem Schwarzen Brett des Lehrstuhls für Germanistische Linguistik davon erfahren.
Welche Aspekte des Auswahlverfahrens würdet ihr hervorheben?
Tünde: Für den ersten schriftlichen Teil des Auswahlverfahrens ist es wichtig, die üblichen Formulare und Kopien (CV, Studienbuch, usw.) bereit zu haben, damit man schneller reagieren kann. Nach der Vorlage der Formulare werden auch die Fremdsprachenkenntnisse in einem Interview sorgfältig getestet. Natürlich ist es von Vorteil, wenn man das Forschungsvorhaben überzeugt präsentieren kann und sich engagiert zeigt.
Judit: Als Doktorand ist es obligatorisch und als Student äußerst ratsam einen Betreuer zum Thema zu finden. Es ist auch wichtig ein interessantes Forschungsprojekt zu erarbeiten und zu skizzieren.
Wird die endgültige Endscheidung von der Kommission in Szeged getroffen?
Judit: Nein, sie leitet eine Liste der vorgeschlagenen Stipendiaten an den Koordinator der TU Dresden weiter.
Wie würdet ihr dieses Stipendium im Allgemeinen bewerten und charakterisieren?
Judit: Ich würde dieses Stipendium als ein „Elite-Stipendium” bezeichnen. Hervorragende junge Forscher werden ausgewählt. Es hat überall in Deutschland eine spezielle Bedeutung, Herbert-Quandt-Stipendiat zu sein. Im Rahmen der Förderung spielen individuelle Betreuung und persönlicher Kontakt eine herausragende Rolle.
Tünde: Ich finde es auch wichtig, dass sie einen großen Wert auf die Kooperation mit den Kontaktpersonen an den ausländischen und deutschen Universitäten legen.
Wie macht sich diese individuelle Betreuung der Herbert-Quandt-Stiftung in der Praxis bemerkbar?
Tünde: Unsere Koordinatorin, Frau Ebert, war von Anfang an sehr hilfsbereit. Man hat für die Stipendiatengruppe auch verschiedene Veranstaltungen organisiert, damit wir einander besser kennen lernen. Zusammen waren wir im Teehaus, in der Konditorei, und wir hatten auch eine gemeinsame Nikolausfeier.
Judit: Mir hat der dreitägige Ausflug nach Bad Homburg am besten gefallen. Wir waren sogar in die Zentrale der Stiftung eingeladen und konnten an zahlreichen interessanten Vorträgen teilnehmen. Während dieses Ausflugs gab es aber auch andere wunderbare Ausflüge: eine Weintour im Rheintal, ein Besuch im Palast des Fürsten und im Goethe-Geburtshaus in Frankfurt.
Die TU Dresden ist schon längst keine technische Universität mehr, sie verfügt über mehr als 300 Fächer. Wart ihr mit dem Angebot an der Universität zufrieden?
Judit: Ja, ich fand die Seminare im Fach Philosophie sehr motivierend. Mir gefielen auch die interessanten Diskussionen und die freundschaftliche Atmosphäre.
Tünde: Ich bin mit Judit voll einverstanden. Ich würde auch die Bedeutung der Mobilität betonen. Könnte man bei uns z.B. einen Informatiker im Germanistikseminar finden, weil er sich für dieses Fach interessiert? Ich hielt auch die Institution „der Bürgeruniversität” für sehr aufschlussreich. Dank dieser Idee können Rentner oder Interessenten aus der Stadt Lehrveranstaltungen an der Universität besuchen.
Wie habt ihr das Studentenleben oder die Weltkulturerbe-Stadt Dresden selbst erlebt?
Judit: Wir konnten mit unseren eigenen Augen sehen, wie Dresden nach dem Hochwasser renoviert wurde. Nicht nur die Stadt ist wunderschön, sondern auch ihre Umgebung, die Sächsische Schweiz.
Tünde: Dresden ist eine faszinierende Kulturstadt, in der man sich nie langweilt. Es gibt immer viele Freizeitveranstaltungen, z.B. Festivals. Zum Glück ist das Studentenleben nie langweilig, und es ist relativ billig hier zu studieren.
Euren Antworten nach muss man eindeutig zum Schluss kommen, dass es sich lohnt, für das Herbert-Quandt-Stipendium hart zu arbeiten.
Judit: Ja, ich würde es auf jeden Fall weiterempfehlen.
Tünde: Wenn jemand an einer modernen Universität und in einer wunderschönen Umgebung forschen möchte, dann auf nach Dresden.
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