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Zeitung << 1/2004 << Interview mit Tímea Csira
„Ich würde jederzeit sofort zurückfahren”
Interview mit der Erasmus-Stipendiatin Tímea Csira
Autorin: Beatrix Tóth
Seit 2002 gehen Germanistikstudenten aus Szeged jedes Jahr mit einem Erasmus-Stipendium nach Regensburg. GeMa ist seitdem mit Berichten und Interviews immer dabei. Diesmal haben wir Tímea Csira, die das Wintersemester 2003/2004 an der Universität Regensburg verbracht hat, befragt.
Wie hast du von dem Erasmus-Stipendium erfahren?
Ich habe davon an der Universität, am Lehrstuhl für Germanistische Linguistik erfahren und mich entschlossen, mich zu bewerben. Außerdem habe ich auch die bisherigen Berichte im GeMa gelesen, um zu erfahren, welche Erfahrungen die ehemaligen Stipendiaten in Regensburg machten.
Was musstest du zur Bewerbung abgeben?
Ich musste sowohl eine Kopie meines Studienbuches als auch einen Studienplan, was ich dort studieren möchte, abgeben. Weil ich im fünften Studienjahr bin, war mein Ziel, dort für meine Diplomarbeit zu recherchieren.
Wie lange hat es gedauert, bis du das Ergebnis erfahren hast?
Eine Studentin hat ihre Anmeldung zurückgezogen. So hatten wir wenig Zeit, um uns anzumelden, und die Ergebnisse hatten wir schon in zwei Tagen erfahren.
Sich auf so einen Auslandsaufenthalt vorzubereiten ist keine leichte Aufgabe. Wie hast du dich auf die Reise vorbereitet?
Zuerst einmal musste ich ein Studienvisum an der deutschen Botschaft beantragen, das ich dann nach Regensburg geschickt habe. Danach hat mir die Regensburger Uni mehrere Papiere zugeschickt, die ich ausfüllen und zurückschicken musste. Schon im April musste ich die zu besuchenden Lehrveranstaltungen an der Regensburger Uni auswählen. Ich musste mich auch für eine Unterkunft entscheiden und schon im Juni dafür 400 Euro bezahlen. An unserer Uni habe ich einen persönlichen Stundenplan (Egyéni Tanrend) beantragt. In Regensburg musste ich mich noch bei der Ausländerbehörde anmelden und vor der Abreise abmelden.
Im Ausland lohnt es sich versichert zu sein. Hast du eine Versicherung abgeschlossen?
Es gibt ein Abkommen zwischen Deutschland und Ungarn, das sogenannte D/H 111. Dieses kostenlose Formular habe ich von der ungarischen Gesundheitsbehörde erhalten und es dann in Regensburg ausgefüllt bei einer Krankenversicherung abgegeben.
Was waren deine ersten Eindrücke?
Bei den Behörden waren die Angestellten sehr hilfsbereit. Wenn ich etwas nicht verstanden habe, erklärten sie es gerne noch einmal. Sie erklärten, was man wo wie erreichen kann, und alles war viel leichter, als ich es mir vorgestellt hatte. Vor dem Anfang des Studiums haben wir eine Woche Orientierungskurs gehabt, wo wir alles Nötige erfahren haben.
Im letzten GeMa konnten wir erfahren, dass es etliche Unterschiede zwischen unserer und der Regensburger Uni gibt. Was ist deine Meinung dazu?
Für mich war interessant, dass der Professor bestimmt hat, welche Seiten wir in der Fachliteratur zu einer Werkanalyse lesen mussten. Unsere Meinung interessierte ihn nicht, er erwartete das, was in der Fachliteratur stand. Von den Germanisten erwartete man nicht, dass sie ihre eigenen Köpfe benutzen, sondern dass sie alles aus der Fachliteratur nehmen. Aber das ist vielleicht nicht allgemein verbreitet. Das Studentenleben war ähnlich wie bei uns. Sie mögen zum Beispiel Partys auch wie wir.
Hast du für die Seminare auch eine Note bekommen? Was musstest du dafür tun?
Als Erasmus-Stipendiatin musste ich im Seminar „Expressionismus” nur eine Seminararbeit schreiben, während die anderen auch ein Referat halten mussten. In Französisch, meinem anderen Fach, wo ich auch ein Seminar in Regensburg belegte, musste ich eine Prüfung ablegen.
Hast du an Veranstaltungen teilgenommen, die für Ausländer organisiert wurden?
Im November hat für uns der Regensburger Bürgermeister einen Empfang gegeben. Dort habe ich gehört, dass es mehr als 800 ausländische Studenten aus 80 Ländern in Regensburg gibt. Zu Weihnachten hatten wir auch eine Veranstaltung, wo die ausländischen Stipendiaten ihre eigenen Weihnachtslieder und Weihnachtsbräuche vorstellen konnten.
Häufig hören wir, dass ausländische Studenten in Deutschland leider kaum Kontakte zu deutschen Studenten haben. Wie war dein Kontakt zu den deutschen Studenten?
Ich habe nicht viele deutsche Studenten treffen können, weil sich die Stipendiaten immer untereinander treffen und bewegen. Ich habe nur an einem literaturwissenschaftlichen Seminar teilgenommen, wo ich auch zwei deutsche Studentinnen kennen gelernt habe, aber wir haben nur vor und nach dem Seminar ein bisschen geredet. Zum Glück hatte ich auch eine deutsche Mitbewohnerin und so konnte ich echtes Deutsch hören und lernen. Mit ihr habe ich bis heute Kontakt. Wir schreiben uns regelmäßig E-Mails.
Im letzten GeMa konnten wir lesen, Regensburg sei die nördlichste Stadt Italiens. Bist du damit einverstanden?
Das Akademische Auslandsamt der Universität organisiert mehrere Stadtrundfahrten für die ausländischen Studenten. Ich konnte an einer Domführung teilnehmen, eine jüdische Stadtführung machen, wo ich die jüdischen Sehenswürdigkeiten sehen konnte. So habe ich sehr viel von der Stadt gesehen, und tatsächlich kann man den Einfluss der italienischen Renaissance in Regensburg merken.
Waren die 200 Euro, die du von der Universität Szeged bekommen hast, ausreichend?
Nein, ich habe nur für die Unterkunft 180 Euro ausgeben müssen. Dann haben z.B. die Bücher für das Seminar 30 Euro gekostet. Und das Waschen musste man auch bezahlen. Aber wir bekamen von der Uni die Monatskarte und natürlich die kostenlose Einschreibung.
Man kann in Deutschland drei Monate als ausländischer Student arbeiten. Hast du einen Job in Regensburg gehabt?
Ich habe nicht gearbeitet, aber im Winter gibt es auch kaum Arbeitsmöglichkeiten. Im Sommer gibt es viel Fremdverkehr und dadurch mehr Möglichkeiten. In Restaurants, Cafés, Konditoreien braucht man immer Aushilfe. Viele Ausländer arbeiten im Sommer und die einzige Voraussetzung für die Arbeit sind meist nur Deutschkenntnisse.
Hat sich dein Deutsch verbessert?
Ja, ich denke schon. Und ich würde jederzeit sofort zurückfahren, wenn es möglich wäre. Es hat mir in Regensburg sehr gut gefallen.
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