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Zeitung << 1/2004 << Das Fürstentum Liechtenstein


Das Fürstentum Liechtenstein
Autorin: Tünde Mészáros

Es ist ein kleines Land, in dem die Frauen erst seit 20 Jahren wahlberechtigt sind, aber der Versicherungsschutz besser ausgebaut ist als in der Schweiz. Das Fürstentum Liechtenstein, in dem es 33 000 Einwohner gibt, hat eine Landesfläche von nur 160 Quadratkilometern. Hauptort des Landes ist Vaduz. Ein Drittel des Staatsgebietes nimmt die Talebene des Rheins ein, der größere Teil ist Berggebiet. Das Land liegt ca. 40 Kilometer südlich des Bodensees. Der sechstkleinste Staat der Welt grenzt im Süden und im Westen an der Schweiz, im Norden und Osten an Österreich.

Geschichte
Das heutige Gebiet Liechtensteins wurde im 3. Jahrtausend vor Christi besiedelt. Im Jahre 1719 begann die Entstehung des Staates. In diesem Jahr erhob Kaiser Karl VI. die zwei Herrschaften Schellenberg und Vaduz zum Reichsfürstentum. So wurde der Grundstein des Fürstentums Liechtenstein als selbständiges Staatswesen angelegt.

Soziales
Die moderne Sozialgeschichte Liechtensteins begann schon vor dem Krieg (1939), aber erst seit den fünfziger Jahren können wir von einer eigentlichen Sozialgesetzgebung sprechen. Die Entwicklung in diesem Land setzt im Vergleich zu anderen spät ein, was sich aus dem sozialgeschichtlichen Kontext ergibt. Das Sozialversicherungssystem und die Sozialhilfe sind heutzutage gut ausgebaut. Die Sozialversicherungen wurden dem Schweizer Modell nachempfunden, die soziale Absicherung ist aber weitreichender als in der Schweiz.

Politik
Obwohl vor dem Zweiten Weltkrieg das Fürstentum Liechtenstein ein reiner Agrarstaat war, konnte es sich zu einem der am dichtesten industrialisierten Länder der Welt entwickeln und einen sehr hohen Lebensstandard erreichen. Das Land ist „eine konstitutionelle Erbmonarchie auf demokratischer und parlamentarischer Grundlage”, wo das Volk und der Fürst gemeinsam regieren. Der Landtag, dessen Mitglieder aus den Reihen des Volkes gewählt werden, nimmt die Rechte und Interessen des Volkes wahr. Er übt die Kontrolle über Regierung und die Finanzhoheit über das Land aus. Im Fürstentum gibt es zwei Wahlkreise, nämlich die beiden Landschaften Oberland (dazu gehören die Gemeinden Vaduz, Schaan, Planken, Triesen, Triesenberg und Balzers) und Unterland (Eschen, Mauren, Schellenberg, Gamprin und Ruggel). Als wichtigste Aufgaben der liechtensteinischen Außenpolitik muss man die Ordnung der völkerrechtlichen Beziehungen, die Wahrung der staatlichen Beziehungen und den Schutz der Landesbürger im Ausland erwähnen. In der Außenpolitik spielt die Mitarbeit in der UNO eine wichtige Rolle, und die intensive Kontakthaltung mit den Nachbarnländern. In Liechtenstein sorgt die Landespolizei für die öffentliche Sicherheit, weil es hier kein Militär gibt. Die Polizisten werden in der Schweiz ausgebildet. Obwohl in manchen Ländern die Frauen schon seit 100 Jahren den Männern gleichgestellt sind, haben sie in Liechtenstein erst seit 20 Jahren ein Stimm- und Wahlrecht.

Arbeit
In Liechtenstein gibt es 29 000 Beschäftigte (33 000 Einwohner), davon 12 000 Zugpendler aus dem Ausland. Der wichtigste Arbeitgeber ist die Industrie (mehr als 7000 Arbeitsplätze). Die Dienstleistungen der Banken gewannen in den letzten 20 Jahren große internationale Bedeutung.

Klima, Pflanzen- und Tierwelt
Im Fürstentum herrscht ein mildes Klima. Im Winter liegt die Temperatur selten unter 15 Grad, im Sommer zwischen 20 und 28 Grad. Dank des Föhns gibt es jährlich ein gutes Gedeihen von Wein und Mais. Wegen des Südwinds ist die Vegetationszeit im Frühling und im Herbst länger, dieser Wind sorgt für ein günstiges Klima für wärmeliebende Pflanzen. In Liechtenstein gibt es eine vielfältige Flora mit insgesamt 1600 Pflanzenarten und ein reichhaltiges Tierleben. Etwa vierzig Prozent der Hänge sind mit Wald bedeckt. Trotz der geographischen Kleinheit hat das Land eine außerordentliche Tierwelt. Es ist sehr interessant, dass es auf einer so kleinen Fläche eine große Vielfalt an Lebewesen gibt z.B. rund 55 Säugetierarten, 24 Fischarten.

Historische Sehenswürdigkeiten
Nicht nur die Schönheiten des Tales und des Gebirges, sondern auch die zahlreichen historischen Bauten und Städte sind für Touristen interessant. Das Schloss Vaduz wurde 1322 erstmals erwähnt. Von 1342 bis 1712 war es Sitz der jeweiligen Landesherren, dann diente es als Verwaltungsgebäude, Kaserne und Gastwirtschaft. Erst 1938 wurde es zur Residenz des Landesherrn Fürst Franz Josef II. Der Bergfried und die Bauten der Ostseite bilden den ältesten Teil der Anlage. Leider kann das Schloss nicht besichtigt werden, weil es heute ständiger Wohnsitz der fürstlichen Familie ist.

Kunst
Bei der Entwicklung im Bereich der Kunst spielen die Gründung privater Galerien, die Arbeit der Liechtensteinischen Kunstgesellschaft und natürlich der Bau des Kunstmuseums eine sehr wichtige Rolle. Die Werke der Fürstlichen Sammlung werden manchmal auch ausgestellt. Wenn jemand in diesem Land einige Tage verbringt, darf er ohne die Besichtigung des Postmuseums in Vaduz nicht nach Hause fahren. Seit 1912 gibt Liechtenstein eigene Briefmarken heraus, bei deren Gestaltung einheimische Künstler mitarbeiten. In diesem Museum befinden sich schöne Einzelstücke, Serien und auch Raritäten. Seit 1993 gibt es hier auch eine Kunstschule, die alle kreativen Fähigkeiten der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen fördert und im Sinne der ganzheitlichen Persönlichkeitsbildung arbeitet.

Sport
Sport hat im Leben der Liechtensteiner eine große Bedeutung. Es ist durch die Angebote der vielen Sportvereine erklärlich und dadurch, dass die liechtensteinischen Spitzensportler den Namen des Landes in der Welt bekannt machten. Liechtenstein nimmt seit 1936 an den Olympischen Spielen teil, wo bisher die SportlerInnen elf Medaillen (alle im alpinen Skisport) gewonnen haben. Dabei muss man zwei wichtige Namen erwähnen: Andi und Hanni Wenzel. Bei Weltmeisterschaften haben die liechtensteinischen Sportler neben dem alpinen Skisport auch im Modellfliegen, Kickboxen und im Wintertriathlon Medaillen gewonnen.

Brauchtum
Die Sitten und Bräuche sorgen für Liechtensteins Identität. Ihren Ursprung finden wir in alten heidnischen Überlieferungen, in der Religion und im Leben des Volkes selbst. Ein Großteil der rund 290 Sitten und Bräuche des Landes findet sich auch in der Schweiz und im Vorarlberg. Zum kirchlichen Brauchtum gehören Advents- und Weihnachtsbräuche, der Nikolaustag, Osterbräuche, das Gedenken an die Toten zu Allerheiligen und Allerseelen und auch Flurumgänge, z.B. am Fest Christi Himmelfahrt. Rund um die Fasnacht, also zu Fasching, gibt es auch Bräuche. Durch das „Ruassla” ist der Schmutzige Donnerstag, der Fasnachtsbeginn, ein besonderer Tag: Die Leute versuchen einander die Gesichter mit Korkzapfen zu schwärzen. Ein sehr wichtiger Brauch ist der Funken-Sonntag: Am ersten Fastensonntag wird ein Feuer abgebrannt, wodurch der Winter vertrieben wird. Am Neujahrstag, am Staatsfeiertag am 15. August, bei Erntearbeiten im Herbst und um die Hochzeit gibt es auch sehr viele schöne und interessante Bräuche.

Ich war noch nie in Liechtenstein, aber wenn es für mich einmal die Möglichkeit gäbe, dorthin zu fahren, ich nützte sie aus. In vielen Büchern und natürlich im Internet kann man sehr schöne Photos über dieses wunderschöne Land finden. In der Österreichischen Bibliothek der Universitätsbibliothek Szeged befinden sich einige Bücher zum Thema Liechtenstein oder man kann unter www.liechtenstein.li viele Informationen finden.