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Zeitung << 1/2004 << Interview mit Prof. Dr. Vilmos Ágel
„Ich betrachte die Universität Szeged als meine berufliche Heimat”
Interview mit Prof. Dr. Vilmos Ágel
Autorin: Gabriella Dér
Herr Professor, Sie unterrichten nicht nur in Szeged, sondern auch an anderen Universitäten. Wie können Sie die verschiedenen Arbeitsplätze unter einen Hut bringen?
Ich habe bis 1999 an der ELTE gearbeitet, seit 1999 bin ich hier in Szeged. Parallel habe ich an den beiden Universitäten nie gearbeitet. Szeged ist mein Hauptarbeitsplatz, und nur in diesem Semester unterrichte ich nebenberuflich in Szombathely. Aber das geht nur in diesem Semester, früher habe ich das nicht gemacht.
Ist Ihnen das Pendeln nicht schwer gefallen?
Nach Szombathely muss ich nicht jede Woche, da mache ich die Veranstaltungen blockweise, und Szeged kann man bequem mit dem Intercity erreichen. Es ist heutzutage kein Problem.
Wie viel Zeit haben Sie für Familie und Hobbys?
Ich habe relativ wenig Zeit für die Familie, versuche aber mir für meine Familie mehr Zeit zu nehmen. Ich habe einen kleinen Sohn, er ist drei Jahre alt. Meine Frau und ich versuchen den Sonntag, soweit es möglich ist, frei zu halten für die Familie, manchmal auch den Samstag oder mindestens den halben Samstag, aber leider muss ich oft auch am Samstag arbeiten.
Jeder Dozent hat am Anfang auch Schwierigkeiten. Wie erinnern Sie sich an die ersten Tage oder Jahre, als Sie mit dem Unterricht begonnen haben?
Am Anfang war es an der ELTE ein bisschen merkwürdig, da man zum Teil ehemalige Kommilitoninnen und Kommilitonen unterrichten musste, aber was ich beobachte, war, dass ich in der Anfangszeit wesentlich strenger war als jetzt. Das heißt, mit der Zeit wird man etwas weicher, nachgiebiger und toleranter den Studierenden gegenüber. Ich denke, dass meine Szegediner Zeit in den letzten fünf Jahren insgesamt eine tolerante Zeit war.
Sie werden unsere Universität in diesem Sommer leider verlassen, weil Sie im Weiteren an der Universität Kassel arbeiten werden. Wie lange werden Sie dort bleiben?
Ich habe einen Ruf an die Universität Kassel erhalten. Das bedeutet, dass man mich da unbefristet, das heißt bis zu meinem Lebensende als Professor anstellen möchte. Ich bin jetzt dabei, Verhandlungen mit der Universität Kassel zu führen. Wenn sie für beide Seiten erfolgreich ausgehen, dann werde ich im Herbst in Kassel als Professor arbeiten und auch leben. Die Familie zieht mit um.
Wird Ungarn Ihnen nicht fehlen?
Ich denke, dass mir Ungarn selbstverständlich in vieler Hinsicht fehlen wird, so wie mir jetzt auch vieles in Ungarn fehlt. Es geht nicht nur darum, dass einem Ungarn fehlt, wenn man im Ausland ist. Es geht auch darum, dass vieles in Ungarn nicht da ist, was man gerne hätte. Das ist also ein zweischneidiges Schwert. Meine Freunde werden mir natürlich fehlen, mir wird die Universität Szeged sehr fehlen. Ich betrachte die Universität Szeged als meine berufliche Heimat, obwohl ich nur fünf Jahre lang in Szeged gearbeitet habe, gebürtiger Budapester bin, 16 Jahre in Budapest gearbeitet und auch dort studiert habe. Ich werde alles tun, um eine wirklich funktionierende Kooperation auf verschiedenen Ebenen, auf der Ebene des Studiums, der Lehre und auch auf der Ebene der Forschung zwischen Kassel und Szeged zu etablieren. Das wird dann, wie ich hoffe, vielen Szegedinern die Möglichkeit geben, in Deutschland zu studieren und zu promovieren. Ich möchte also meine Berufung nach Kassel auch nutzen, um eine sehr enge Beziehung zwischen Kassel und Szeged aufzubauen und auch auf diese Weise die Szegediner Germanistik weiterhin zu unterstützen. Ich werde hoffentlich oft auch nach Szeged kommen und viele Szegediner nach Kassel.
Können Sie uns Studenten mit ein paar Worten ermutigen?
Ja, Sie studieren an der besten Universität und an dem besten Germanistischen Institut in Ungarn. Davon bin ich fest überzeugt.
Möchten Sie den Szegeder Studenten noch etwas sagen?
Ja. Sie werden mir sehr fehlen.
Herr Ágel, ich danke Ihnen für das Gespräch!
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