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Zeitung << 1/2004 << Matthäus in Ungarn


Matthäus in Ungarn
Der Retter des ungarischen Fußballs?

Autorin: Annamária Széll

Lothar Matthäus ist einer der bekanntesten Fußballspieler Deutschlands. Jetzt ist er der Trainer der ungarischen Nationalmannschaft. Seine Karriere begann 1979, als er vom FC Herzogenaurach zu Borussia Mönchengladbach wechselte. Dann wechselte er 1984 zu Bayern München. München gewann 1985, 1986 und 1987 die deutsche Meisterschaft. 1988 ging er dann zu Inter Mailand, wo er zusammen mit Andreas Brehme und Jürgen Klinsmann unter Giovanni Trappatoni spielte. Er kehrte dann 1992 wieder nach München zurück. Dort spielte er dann als Libero und gewann 1994 und 1997 noch einmal die Meisterschaft, 1996 den UEFA-Pokal und 1998 den DFB-Pokal, wobei er auch 1995 nach einer schweren Verletzung lange pausieren musste. Im März 2000 wechselte er dann zu den New York MetroStars in die USA. Dort spielte er dann noch ein dreiviertel Jahr. Im Winter 2000 beendete er dann seine Karriere, die trotz vieler Verletzungen eine sehr erfolgreiche war. 1990 und 1999 wurde er zum deutschen Fußballer des Jahres gewählt, 1990 zu Europas Fußballer des Jahres und 1990 und 1991 sogar zum Weltfußballer des Jahres.
1982 spielte er seine erste Weltmeisterschaft. Die Weltmeisterschaft 1990 war der Höhepunkt seiner Karriere. Matthäus wurde in Italien Weltmeister. Bei der Europameisterschaft 1992 konnte Matthäus wegen einer Verletzung nicht spielen. Bei der Weltmeisterschaft 1994 in den USA spielte Matthäus aber wieder, konnte den Titelverteidiger aber nur bis ins Viertelfinale führen. Nach der WM kritisierte er dann den Bundestrainer Berti Vogts, der ihn dann von der Nationalelf ausschloss und nicht für die EM 96 nominierte. Erst 1998 sprang Vogts über seinen Schatten, und Matthäus, der 1992 Franz Beckenbauer als Rekordnationalspieler überholen konnte, durfte 1998 mit zur Weltmeisterschaft fahren, und wurde damit der zweite Spieler, der an fünf Weltmeisterschaften teilnahm. Er war einer der besten deutschen Spieler des Turniers, aber erneut reichte es nur zum Viertelfinale für sein Team. 2000 wurde er für die Europameisterschaft nominiert. Diesmal konnte er aber nicht überzeugen und Deutschland schied schon in der Vorrunde aus. Nach der EM erklärte er dann seinen endgültigen Rücktritt aus der Nationalelf. Er ist also eine lebende Legende. Wird er aber auch als Trainer so erfolgreich sein? Bei Rapid Wien war man mit seiner Arbeit nicht zufrieden. Viele Spieler sagten, dass er zu streng sei und die Mannschaft einfach nicht gut leiten könne. Rapid Wien erreichte unter seiner Leitung den 8. Platz in der österreichischen Meisterschaft. Das war das schlechteste Ergebnis in der Geschichte des Klubs. Am Ende stritt er sich mit allen, er kritisierte ständig und hart die Spieler. Die Ergebnisse wurden aber immer schlechter. Das war ein bitterer Wiener Walzer für ihn. Mit Partisan Belgrad aber gewann er die Meisterschaft und führte die Mannschaft in die Champions League, wo der Klub jedoch nicht über den letzten Vorrundenplatz hinauskam.
Was für Aussichten haben wir also? Wir wissen, dass sich der ungarische Fußball in einem katastrophalen Zustand befindet. Kann ein einziger Mensch diesen Zustand verändern? Viele hoffen darauf. Ich bin da nicht so optimistisch. Es begann etwas, das man nicht in Frage stellen kann. Viele interessieren sich jetzt plötzlich für den scheintoten ungarischen Fußball und sind neugierig, was Lothar Matthäus mit ihm erreichen kann. Solche Fußballgrößen wie Ottmar Hitzfeld, Arséne Wenger oder Felix Magath denken, dass er für den Posten geeignet ist. Hitzfeld, der ehemalige Trainer von Matthäus bei Bayern München, sagt, dass er eine charismatische Persönlichkeit habe und ein fantastischer Spieler gewesen sei. Er sagt auch, dass Lothar ein erfolgreicher Trainer werden würde, weil er die Fähigkeiten dazu habe. Die Fachleute denken, dass Ungarn mit ihm eine große Chance bekommen habe. Unser Ziel ist die Qualifikation für die WM 2006 in Deutschland. Seit 1986 hat aber die ungarische Nationalelf an keinen Weltmeisterschaften teilgenommen. Es wird also sehr schwer, das Ziel zu erreichen. Wenn sich die Mannschaft doch für die WM qualifiziert, wird es eine seltsame Situation für Matthäus. Dann wird er vielleicht unsere Mannschaft gegen die deutsche Nationalelf leiten. Gegen die Mannschaft, mit der er Weltmeister war, gegen die Mannschaft seiner Heimat. Er soll sich aber davor nicht fürchten. Der Weg ist noch sehr lang.
Es gibt schon einige kleine Probleme mit dem neuen Trainer. Es stellt sich heraus, dass er oft sehr aggressiv ist und schnell in Wut gerät. Das hat er bei dem Freundschaftsspiel zwischen Ungarn und Wales bewiesen. Nach dem Match hat er einen Spieler aus der Mannschaft von Wales mit der Faust geschlagen, keine gute Eigenschaft eines Fußball-Rekordnationalspielers. Nach dem Fall hat er gesagt: „Es gehört zum Fußball.” Damit bin ich nicht einverstanden. Man sollte eher die Gewalt aus dem Fußball verjagen. Keine Rose ohne Dornen. Matthäus kann die Zukunft des ungarischen Fußballs stark beeinflussen. Ob er das tut, werden wir erst sehen. Man soll aber diese Möglichkeit nutzen. Ich hoffe darauf, dass der ungarische Fußball einmal aufwacht und wir wieder zu einer großen Fußball-Nation werden.