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Zeitung << 2/2003 << Interview mit Ádám Gács
Nicht so schwer, wie es scheint
Interview mit dem DAAD-Stipendiaten Ádám Gács
Autor: Renáta Récsi
Man hört oft von DAAD-Semesterstipendiaten. Es ist aber in Szeged eher seltener, dass jemand ein Kurzstipendium zur Anfertigung der Diplomarbeit bekommt. Ádám Gács hat dieses Stipendium bekommen und im Sommersemester 2003 drei Monate in Leipzig verbracht. Im folgenden Gespräch frage ich ihn über die Bewerbung und über seine eigenen Erfahrungen.
Für einige scheint die Anfertigung der Bewerbungsunterlagen und die Sammlung der nötigen Informationen eine sehr umständliche, mühselige Arbeit. Was soll man machen, um sich erfolgreich zu bewerben?
Die Bewerbung ist bestimmt ganz vielfältig, ist aber überhaupt nicht so schwer, wie sie scheint. Das Stipendium, das ich bekam, diente der Anfertigung der Diplomarbeit. Man soll sich darum am Anfang des vierten Studienjahres mit einem möglichen Abschlussthema bewerben. Die Dauer des Aufenthalts ist am besten und sinnvollsten im Sommer zwischen dem vierten und fünften Studienjahr, diese 1-3 Monate können nicht verlängert werden. Ich habe zuerst unsere DAAD-Lektorin, Dr. Mathilde Hennig, aufgesucht. Sie hat mich mit sehr vielen nützlichen Informationen versorgt. Für dieses Stipendium braucht man auch bestimmte Unterlagen: einen Lebenslauf in deutscher Sprache, mindestens zwei Gutachten von zwei Professoren, die hier an der Uni arbeiten, den bisherigen Studienverlauf, die Ergebnisse, die Motivation für die Bewerbung, ein Vorhaben für den Aufenthalt und natürlich ein Forschungsthema. Außerdem muss man einen Betreuer an einer deutschen Universität finden. Schließlich füllt man die Bewerbungsformulare aus und schickt sie ans MÖB (Magyar Ösztöndíj Bizottság). Sie leiten unsere Bewerbung an den DAAD nach Bonn weiter. Die Entscheidung bekommt man bis Februar, spätestens bis März. Die Annahmeerklärung muss man in vier Wochen an den DAAD oder ans MÖB zurückschicken.
Wie bist du zu der Entscheidung gekommen, Leipzig als Studienort zu wählen?
Dieses Stipendium ist das Einzige, bei dem man selber entscheiden kann, wo man die Stipendienzeit verbringen möchte. Entweder nennt man eine Universitätsstadt, oder man hat ein Thema und kennt eine(n) Professor/in in Deutschland, der/die über das Thema viel geschrieben hat. Man schreibt dann diesen Professoren/diese Professorin an, und er/sie entscheidet, ob er/sie dir bei der Forschung hilft.
Die Organisation deines Deutschlandaufenthalts muss von Ungarn aus nicht einfach gewesen sein.
Mein größtes Problem war, eine Wohnung in Deutschland zu finden. Der DAAD kann im Prinzip keine Wohnung bzw. kein Studentenheim besorgen. Darum musste ich mich selbst kümmern. Ich habe mich an das Akademische Auslandsamt der Uni Leipzig gewendet, ob sie für mich ab Juli ein Zimmer in einem Studentenheim reservieren können. Sie schrieben, ich könne das nur vor Ort erledigen. Das ist aber paradox: Ich kann gar nicht hinfahren, ohne irgendwo in der ersten Nacht zu schlafen. Daher habe ich mir vorgenommen, im Internet bei einer Mitwohnzentrale nach einer passenden WG zu suchen. Und ich hatte Glück, ich fand dort zwei nette Mitbewohner, die gerade eine Person für drei Monate ab Juli gesucht haben.
War die Stipendienleistung ausreichend?
Der DAAD hat meine Reisekosten bezahlt. Außerdem habe ich einmal einen Bücherzuschlag und einen Startzuschlag bekommen. Daneben wurde ich finanziell gut unterstützt: 650 Euro im Monat.
Welche Erfahrungen hast du in Leipzig gemacht?
Meine ersten Tage waren ganz komisch, weil ich noch nie für so lange Zeit allein war. Ich sollte auf den eigenen Füßen stehen. Und ich war noch nie in Leipzig. Sofort nach meiner Ankunft musste ich mich an der Uni bei meiner wissenschaftlichen Betreuerin melden. Sie war sehr hilfsbereit. Wir haben uns ein paar Mal getroffen, sie hat mir z.B. die Bibliothek gezeigt. Unser Programm war gut organisiert, ich habe Ausflüge gemacht, mir Leipzig angesehen, neue Freundschaften geschlossen und einige ungarische Bekannte von mir, die in Deutschland leben, besucht.
Du hast dein Forschungsthema mittlerweile verändert. War das nicht problematisch?
Ich hatte schon seit langem ein Thema, dafür hatte ich mich damals interessiert. Ich habe eine Seminararbeit zu diesem Thema in meinem anderen Fach Anglistik geschrieben, und ich wollte das in der Germanistik auch fortsetzen. Das habe ich in der Bewerbung beschrieben. Dann habe ich ein Seminar bei Dr. Mathilde Hennig besucht und dort habe ich ein besser geeignetes Thema gefunden. Darum habe ich das ursprünglich angegebene Thema modifiziert, aber das ging, es war möglich. So wurde mein Forschungsthema „Die gesprochene Sprache und die Diskursmarker“.
Wie sahen deine wissenschaftlichen Forschungen aus? Hattest du Erfolg?
Ja, absolut! Ich habe schon Einiges zu dem Thema in Szeged gelesen. Das war der Ausgangspunkt. Dann habe ich mir vorgenommen, weitere Aufsätze zu suchen, weitere Bücher zu lesen und zu kopieren, überhaupt mich in das Thema einzuarbeiten. Mein Ziel war, ein endgültiges Konzept zu entwickeln, spätestens bis zum Ende des Stipendienaufenthalts. Die Unibibliothek habe ich regelmäßig besucht. Sie war phantastisch ausgestattet, ich habe alles gefunden, und das Personal war auch sehr hilfsbereit. Es war sehr interessant, dass die Studenten, die die Bibliothek besucht haben, alles ins Notebook geschrieben haben. In Ungarn gibt es das noch kaum, aber dort ist es ganz normal. Das war eine Überraschung für mich. Ich habe dort meine Bibliographie zusammengestellt und sehr viele Aufsätze kopiert. Um mein Ziel zu erreichen, waren diese zwei Monate genug.
Wie beurteilst du diese drei Monate insgesamt?
Mit dem Deutschlandaufenthalt war ich sehr zufrieden. Ich konnte mich sprachlich verbessern und es war eine große Hilfe für meine Abschlussarbeit. Außerdem habe ich viele Leute kennen gelernt, viele neue Freundschaften geschlossen und neue Erfahrungen gesammelt.
Vielen Dank für das Gespräch. Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinen weiteren Arbeiten!
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