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Zeitung << 2/2003 << Weiße Kraft in Schwarz


Weiße Kraft in Schwarz
Neonazis im heutigen Deutschland

Autoren: Balázs Simkó, Andor Hajdú

1945 wurde Hitlers drittes Reich von den Alliierten besiegt. Nach dem Ende des Krieges ist der nationalsozialistische Geist nicht verschwunden, die Weltauffassung lebte weiter, obwohl nur in kleineren Kreisen. Bis zur Wiedervereinigung Deutschlands gab es nur in der damaligen BRD organisierte Neonazi-Gruppierungen, ab 1990 konnte man aber deutschlandweit von den Rechtsradikalen hören. Für die neuen Bundesländer hat die Wiedervereinigung nicht die gehoffte wirtschaftliche Entwicklung gebracht, vielmehr sind die Schwierigkeiten, die Unsicherheit, die Arbeitslosigkeit größer geworden. Diese dienten als hervorragender Grundboden für radikale Ideologien. Nicht nur für NS, sondern auch für kommunistische Gedanken.

Das benötigte Feindbild
Für die oben genannten Probleme haben viele die Schuld dem türkischen und osteuropäischen Arbeitnehmer gegeben, die die Arbeitsplätze den deutschen Arbeitern weggenommen haben sollen. Sie wurden auch zum Zielpunkt Nummer 1 der Skinhead-Gruppen. Auf der schwarzen Liste der Skinheads findet man außer ihnen aber noch viele andere: Juden, Personen mit jüdischer Abstammung, Farbige, Punks, körperlich Behinderte, Obdachlose, Homosexuelle. Die Neonazis meinen, dass diese Menschen nicht das „normale Deutsch-Sein” verkörpern. Deutschland müsse von ihnen befreit werden, denn nur so könne eine „Befreite Nationale Zone” gebildet werden, und der Aufbau eines arischen Groß-Deutschlands beginnen.

Skinheads: separate Gruppen oder eine einheitliche Bewegung?
Die Skinhead-Bewegung ist stark an eine nationalistische Partei in Deutschland gebunden, an die in den 60er Jahren gebildete NPD. Die Anführer der Partei bestreiten, dass sie ihre Anhänger zu gewaltvollen Taten verleitet haben. Die Verbindung ist aber eindeutig. In Wirklichkeit vereinigte die NPD die Mitglieder anderer, sich offen als Neonazi bekennender und deswegen verbotener Organisationen und integrierte die faschistische Subkultur der deutschen Jugend. Die Skinheads, obwohl sie einer einheitlichen Bewegung angehören, folgen unterschiedlichen Richtlinien. Als erstes muss man die 88er Bewegung erwähnen, die auch aus mehreren Gruppen besteht. Die beiden Zahlen 8 deuten auf die 8. Buchstaben des Alphabets, das H. Die zwei H-s nebeneinander sind die Abkürzung der Nazi-Begrüßung Heil Hitler. Die bekanntesten organisierten Skinhead-Gruppierungen sind die Hammerskins und Blood and Honour. Der Name der letzteren ist nach einer Parole der Waffen SS (Blut und Ehre) entstanden. Blood and Honour stammt aus England und wurde von Ian Stuart gegründet. Heutzutage ist sie in ganz Europa zu finden. Zur Gewinnung der radikalen Jugend hat Blood and Honour eigene Helden geschaffen wie z.B. die Figur des unbekannten Waffen-SS-Soldaten. Die Organisation verfügt über einen eigenen ethischen Kodex, der Alkohol, Drogen und sogar das Rauchen verurteilt. So wollen sie eine neue Generation von Soldaten erziehen, die von allen schädlichen Süchten frei sind.

Gewalttaten
Die Skinhead-Bewegung ist in den letzten Jahren vor allem in den neuen Bundesländern, hauptsächlich in den kleinen Städten stark geworden. Eines ihrer Zentren ist seit 1991 Wurzen, wo jährlich mehr als 200 Gewalttaten verübt werden. Aber wir können auch Görlitz erwähnen, wo vor ein paar Jahren vier Jugendliche ein Attentat gegen nach Deutschland zurücksiedelnde Wolgadeutsche verüben wollten. Bei den verschiedenen Verfahren verursachen die oft vorkommenden, weitgehenden Kontakte mit der Stadtführung oder mit der Polizei Probleme. Als Beispiel eignet sich Wurzen am besten, wo der Sohn eines bekannten Polizisten sich als ein Mitglied einer nationalsozialistischen Organisation bekannte. Skinheads sind natürlich nicht nur im Osten zu finden, sie existieren deutschlandweit. Dazu kommt noch, dass sie sich in den letzten 2-3 Jahren noch mehr radikalisiert haben. Die Zahl der mit Waffen verübten Straftaten nimmt immer mehr zu. Mehr Aufmerksamkeit erreichen aber mit den Vorbereitungen von organisierten Attentaten. 2003 planten sie wahrscheinlich mehrere Aktionen während des Münchener Oktoberfestes. Das beweist auch die von der Polizei beschlagnahmten 14 kg Sprengstoff. Ihr Hauptziel war wahrscheinlich das Verhindern der Grundsteinlegung des Jüdischen Kulturzentrums am Münchener Jacobsplatz. Die Art des geplanten Attentats beweist, dass nicht die Gebäude, sondern das Vernichten von Menschenleben ihr Ziel war. 1980 gab es schon ein Attentat der Neonazis am Oktoberfest, 13 Menschen sind gestorben.
Obwohl die Skinheads nicht die einzige rechtsradikal denkende Schicht in Deutschland sind, ziehen sie mit ihren aggressiven Taten die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich. Ihre Taten zählen meistens zu den schweren Straftaten, denn sie schrecken nicht einmal vor schwerer Körperverletzung oder sogar Mord zurück. Es ist also kein Wunder, dass sich mit der Angelegenheit die deutsche Staatssicherheit befasst, oder dass in Berlin eine 60-köpfige auf Neonazi-Straftaten spezialisierte Aktionsgruppe der Polizei gebildet wurde. Das Abschwächen der Neonazi-Bewegung wird als eine der wichtigsten Aufgaben in Deutschland erfunden, womit man auch erklären kann, dass das Berliner Radio Germania verboten wurde. Der Sender war eines der wichtigsten Organe der deutschen neufaschistischen Bewegungen. Es wird auf die Neonazis aufgepasst. Im August 2003 haben z.B. bei einer Gedenkfeier von Rudolf Hess, wo 2000 Neonazis zusammengekommen sind, 1000 Polizisten das Gelände gesichert. Die Veranstaltung wurde auch nur genehmigt, damit das Recht Auf Versammlungsfreiheit und die demokratische Basis nicht verletzt wird. Die deutschen Skinheads sind aber immer ein Schritt voraus, denn als wichtigstes Kommunikationsmittel haben sie das Internet entdeckt. Dort können sie ihre Ansichten ungestraft verbreiten. Seit 1998 gibt es eine Gruppe von Polizisten, die diesen Informationsaustausch untersucht.

Ins Ausland?
Die deutschen Neonazis haben in den letzten 10-15 Jahren angefangen ihre internationalen Kontakte zu pflegen. In den letzten Jahren haben sie sich auch Ungarn zugewandt. Hier nehmen sie jedes Jahr im Februar am „Tag der Ehre” teil, einer Feier zum Gedenken der deutschen und ungarischen Soldaten im zweiten Weltkrieg. Neben Ungarn waren die Slowakei und Tschechien ihre Hauptziele, aber das starke Auftreten der Länder gegen sie hat sie herausgedrängt.

Musik der Skinheads
Die wichtigsten Versammlungsorte der Neonazis sind, neben den verschiedenen Gedenkfeiern und Demonstrationen, die geheim organisierten Konzerte. Ihre wichtigste zusammenhaltende Kraft ist ihre Musik. Sie ist ein wichtiger Teil der Skinhead-Subkultur. Die Skinheadmusik ist keine einheitliche Musikrichtung. Es existieren die unterschiedlichsten Musikstile. Fast allgemein bekannt ist die OI Musik, es gibt aber viele Metal Bands mit dieser Auffassung. Die Lieder behandeln meistens dieselben Themen: ein von Fremden befreites Groß-Deutschland, das Vernichten von Rassen, aktuelle Politik. Sie wollen meistens zu aggressiven Taten verleiten.

Gibt es eine Lösung?
In Deutschland wird alles unternommen, um die rechtsradikalen Organisationen zu zerschlagen. Das Verbot der NPD ging z.B. unter anderem von Kanzler Gerhard Schröder aus. Den Kern des „Hasses”, der wegen der gesellschaftlichen Probleme existiert, können sie aber leider nicht ausrotten. Viele Jugendliche verirren sich, die Probleme der ärmeren Schichten verleiten sie oft zu einer falschen Ideologie, die Lösungen bietet, egal welche, je radikaler umso besser. Es gibt natürlich welche, die nur beitreten, weil es „modisch” ist. Der Grund ist egal, diese Jugendliche lernen nur Hass kennen. Ob man sie retten kann? Wir kennen keine Antwort.