Startseite | Impressum | Zeitung | Beiheft | Archiv nach Autoren | Archiv nach Rubriken








Zeitung << 2/2003 << Utopien und Dystopien – Konferenz und Workshop in Szeged


Utopien und Dystopien – Konferenz und Workshop in Szeged
Ein Rückblick aus dem 21. Jahrhundert

Autorin: Beatrix Tóth

Vom 13. bis 19. Oktober 2003 fand eine regionale Konferenz bosnischer, deutscher, österreichischer, rumänischer, serbischer und ungarischer Germanisten in Szeged statt. Sie wurde vom Institut für Germanistik der Universität Szeged und der Szegeder Kommission der Ungarischen Akademie der Wissenschaften veranstaltet.

Der Workshop
Die Tagung wurde mit einem Treffen der Teilnehmer des Workshops am 13. Oktober im Móra-Wohnheim eröffnet. In den folgenden zwei Tagen fand der Workshop der Studenten statt. Die Studierenden wurden in zwei Arbeitsgruppen aufgeteilt. Die Leiter der Gruppen waren Almut Breitenbach und Hedda Ragotzky, bzw. Endre Hárs und Peter Plener. In der ersten Gruppe las man „Lalebuch“ und „Utopia“ von Thomas Morus, in der anderen „Die Insel Felsenburg“ von Johann Gottfried Schnabel und Textausschnitte von Johann Karl Wezels’ „Robinson Krusoe“ bzw. „Geschichte der Kolonie“. An der ersten Sitzung nahmen beide Arbeitsgruppen teil und diskutierten über die allgemeinen Merkmale der Utopie. Danach hat sich jede Gruppe alleine mit den angegebenen Büchern befasst. Nachdem alles besprochen worden war, setzten sich die zwei Gruppen zusammen, stellten einander die Werke vor und tauschten ihre Gedanken miteinander aus.

Utopie vs. Valenz – die Konferenz
Am 16. Oktober eröffnete Prof. Dr. Árpád Berta, Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Szeged, die Tagung. Darauf folgte die Begrüßung von Prof. Dr. Árpád Bernáth, Leiter des Instituts für Germanistik. Dann begannen die Vorträge in zwei Sektionen.
In der literaturwissenschaftlichen Sektion sprach zunächst Klaus Vondung (Siegen) über einige wissenschaftsgeschichtlichen Erinnerungen von Wunschräumen und Wunschzeiten. Wolfgang Müller-Funk hielt seinen Vortrag über Dystopien in der österreichischen Literatur, am Beispiel Joseph Roths. Darauf folgten die Vorträge von Mihaela Zaharia (Bucuresti) und Géza Horváth (Szeged). Mihaela Zaharia sprach über die utopischen Spiele bei Hermann Hesse und Ernst Jünger, während Géza Horváth über die Utopie der geistigen Elite in Hesses Roman „Das Glasperlenspiel“ seine Rede hielt. Márta Harmat (Szeged) hielt ihren Vortrag über Prometheus-Utopie im 20. Jahrhundert und über „Die neuen Leiden des jungen W.“ von Ulrich Plenzdorf. Árpád Bernáth (Szeged) sprach über utopische Literaturwissenschaft, konkret darüber, was für Romane Heinrich Böll geschrieben hätte, wenn Hitler nicht an die Macht gekommen wäre. Schließlich hörten wir Szilárd Vakarcs (Szeged) über Utopie ohne Ende sprechen.
Die linguistischen Vorträge hatten überwiegend die Valenz zum Thema. Vilmos Ágel (Szeged) sprach über Valenztheorien, Mathilde Hennig (Szeged) über Valenz und Projektion, Ildikó Szaboszlai (Szeged) über Valenzbeschreibung von einigen synonymen Adjektiven. Miloje Djordjevic (Sarajevo) untersuchte die syntaktisch-semantische Valenzbeschreibung der Verben im Deutschen und im Serbokroatischen. Dem folgten Vorträge lexikographischen Inhalts. Speranta Stanescu, Ruxandra Cosma und Ana Iroaie (Bucuresti) hielten ihren Vortrag über die Frage, welche Lexikonangaben für welchen Benutzer bestimmt sind, mit besonderer Berücksichtigung der zweisprachigen Wörterbücher. Emilia Muncaicu-Codarcea (Cluj Napoca) sprach über lexikographische Informationen in Lernerwörterbüchern.
Am Abend waren alle Teilnehmer der Tagung ins Restaurant Szeged eingeladen. Unser Institutsleiter Prof. Dr. Árpád Bernáth und Prof. Dr. Péter Bassola, Leiter des Lehrstuhls für germanistische Linguistik, begrüßten die Anwesenden. Árpád Bernáth bedankte sich bei Prof. Dr. Hedda Ragotzky für die Mitarbeit. Alle Teilnehmer fühlten sich offensichtlich wohl und unterhielten sich lange untereinander.
In der Sektion Literaturwissenschaft begann der zweite Tag mit dem Vortrag von Tünde Katona (Szeged), die über Johann Valentin Andreaes Christenburg und die utopische Literatur des frühen 17. Jahrhunderts sprach. Péter Hankó (Szeged) hielt seinen Vortrag über chiliastische Erwartungen und institutionelle Form der Frömmigkeit. Das Thema von Andreas Blödorn (Wuppertal) bildeten die Robinsonaden, ein Utopiemodell von Defoe, Wezel und Campe. Márta Baróti-Gaál (Szeged) redete über den politischen Staat von Novalis. Endre Hárs (Szeged) hatte Revolutionen bzw. Adolph Freiherr Knigge zum Thema. Ervin Török (Szeged/Cluj Napoca) hielt seinen Vortrag über die Verwandlung des Utopischen Moments im ästhetischen Denken. Andrea Gáls Vortrag (Cluj Napoca) befasste sich mit den utopischen Zügen der virtuellen Welten, während Róbert Csõsz (Szeged) über die Neugeburt der Utopien im Zeitalter des Internets sprach.
Die Sprachwissenschaftler hörten am zweiten Tag zunächst den Vortrag von Jovan Djukanovic (Novi Sad) über Markierung der Substantivvalenz in den zweisprachigen (deutsch-serbischen) Wörterbüchern. Danach sprach Péter Bassola (Szeged) über das deutsch-ungarische Wörterbuch zur Substantivvalenz. Die sprachwissenschaftliche Sektion endete mit dem Vortrag von Margitta Schnell-Zivanovic (Novi Sad), die über das deutsch-serbische Substantivvalenzwörterbuch sprach. Den Schluss bildete ein Ausflug nach Subotica, wo sich die Konferenzteilnehmer die Stadt anschauten und ein ausgezeichnetes Mittagessen zu sich nahmen.