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Zeitung << 2/2003 << Schüleraustausch Ditzingen - Gyula


Schüleraustausch Ditzingen - Gyula
Autorin: Orsi Birta

Gyula, die nette Kleinstadt im Südosten Ungarns hat in mehreren Beziehungen Kontakt mit den Deutschen. In dieser Region lebt auch noch heute eine Art schwäbische Tradition, die von denjenigen gepflegt wird, die deutsche Wurzeln haben. Außerdem suchen jährlich Hunderte von deutschen Touristen die Stadt auf, da sie ein bekannter Kurort ist. Die wichtigste Beziehung zu den Deutschen ist aber die Städtepartnerschaft mit einer verhältnismäßig kleinen Stadt in Baden-Württemberg, mit der Stadt Ditzingen.

Die Partnerschaft
Die zwei Städte sind seit 1991 Partnerstädte, und Delegationen beider Städte besuchen einander mehrmals im Jahr. Am Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts bildete sich eine blühende Partnerschaft zwischen dem Gymnasium in Ditzingen (Gymnasium in der Glemsaue) und einem Gymnasium in Gyula (Erkel-Ferenc-Gimnázium) heraus. Jedes Jahr wird ein Schüleraustausch organisiert, in dessen Rahmen je 10 Schüler die Möglichkeit haben, die Partnerstadt und die Partnerschule kennen zu lernen. Die deutschen Schüler (immer aus der 9. Klasse) kommen regelmäßig im Mai nach Ungarn und verbringen hier etwa 8-9 Tage. Sie werden von ungarischen Schülern (immer aus der 10. Klasse), die Deutsch mit erweiterter Stundenzahl lernen, empfangen, und bei deren Familien untergebracht. Die ungarischen Schüler machen ihren Besuch bei ihren deutschen Freunden nach den Sommerferien, meistens im Oktober. Sie verbringen ebenso 8-9 Tage in der Partnerstadt und wohnen zu der Zeit ebenso bei der Familie ihres Austauschpartners.

Besuch der deutschen Schüler in Gyula
Ich hatte als Schülerin des Erkel Ferenc Gymnasiums auch die Möglichkeit, im Jahre 2000 an einem Schüleraustausch teilzunehmen. Vor dem großen Moment, also dem Besuch der deutschen Schüler, wurde entschieden, wer wen als Austauschpartner bekommt. Der Kontakt wurde aufgenommen, und jeder lernte seinen Partner durch regelmäßigen Briefwechsel kennen. Ich persönlich hatte einen sehr sympathischen Jungen als Austauschpartner, mit dem ich mich von Anfang an sehr gut verstand. Nach ihrer Ankunft zeigten wir ihnen die Sehenswürdigkeiten der Stadt: das bekannte Bad, die Ziegelburg. Als sie unsere Schule besichtigten, waren sie viel faszinierter, als wir dachten. Sie durften Unterrichte besuchen, wo man natürlich nicht Deutsch sprach, von denen sie nicht viel verstanden. Während des 8-tägigen Aufenthalts zeigten wir ihnen die Stadt Békéscsaba, wo sie schön einkaufen konnten, und als Höhepunkt konnten sie das Rundgemälde von Árpád Feszty in Ópusztaszer und natürlich die Stadt Szeged besichtigen. Jeden Abend gingen wir aus, sie lernten alle Bars und Kneipen unserer Stadt kennen. Manchmal organisierten wir Feten, wo wir die Nacht gemeinsam verbrachten. Diese Feten boten die beste Möglichkeit, uns mit den Deutschen zu unterhalten. Die Begeisterung und die ständige gute Laune der deutschen Schüler zeigten es, dass sie sich wohl fühlten. Sowohl die deutschen als auch die ungarischen Schüler waren traurig wegen des Abschieds, aber wir freuten uns auf das Wiedersehen im Oktober. Die Austauschpartner verloren den Kontakt nicht, Briefe, E-Mails wurden geschickt.

Besuch der ungarischen Schüler in Ditzingen
Nach den langen Sommerferien nahmen die Schulen den Kontakt wieder auf, um unseren Besuch bei den Deutschen zu organisieren. Die Lehrer des deutschen Gymnasiums stellten die Programme sehr gut zusammen, so dass die Tage, die wir bei ihnen verbrachten, uns einen riesengroßen Spaß machten. Wir besichtigten die Städte Ditzingen, Stuttgart, Ludwigsburg und Ulm, und nebenbei liefen wir Schlittschuh auf einer Kunsteisbahn, dann erlebten wir u.a. das Volksfest in Stuttgart und suchten einen sog. Märchengarten in Ludwigsburg auf, wo der größte Kürbis der Welt ausgestellt war. Das Gebäude des Gymnasiums war von außen nicht so attraktiv, aber die Dekoration und der Ausbau des inneren Raumes boten einen faszinierenden Anblick. Überall standen Säulen, die verziert waren - einige sahen wie ein Baum aus, andere wie eine Hand. Selbst die Klassenzimmer waren weit besser eingerichtet als die in Ungarn. Das Klassenzimmer für Musik war von guter Akustik und mit zahlreichen Musikinstrumenten versehen. Die Unterhaltungsmöglichkeiten in der Stadt waren ziemlich beschränkt, aber die deutschen Schüler taten ihr Bestes, damit wir uns wohl fühlen. Sie organisierten Feten, wo eine gehobene Stimmung herrschte, und wir unterhielten uns viel besser als in irgendeiner Bar. Wenn es um die Unterhaltung ging, hatten wir immer viel Spaß! Wir waren mit den deutschen Familien, bei denen wir wohnten, sehr zufrieden. Sie empfingen uns mit offenen Armen und gingen mit uns ganz herzlich um. Ich persönlich war bei einer 6-köpfigen Familie untergebracht. Ich konnte mich sowohl mit den vier Kindern als auch mit den Eltern ganz gut verstehen. Ich hatte das Gefühl, dass ich ein bisschen zur Familie gehöre. Sie zeigten mir die Sehenswürdigkeiten der Umgebung, die im Rahmen der organisierten Programme nicht gezeigt wurden, und nachmittags setzten wir uns auf die Couch und unterhielten uns einfach. Sie gewannen mich dermaßen lieb, dass sie mir ganz ehrlich anboten, auch im nächsten Jahr zu kommen.
Ich hatte die Möglichkeit, im nächsten Oktober mit einer anderen Gruppe wieder nach ‘Ditzi’ zu fahren. Diesmal waren die dort verbrachten Tage vielleicht noch angenehmer. Dann verbrachte ich mehr Zeit mit der Familie; in erster Linie mit der Mutter, die übrigens Hausfrau ist, und genug Zeit für mich hatte. Ich war nämlich kein Mitglied der Gruppe, für die die Programme organisiert waren. Die Familie sorgte dafür, dass ich mich auch das zweite Mal wohl fühle. Wenn die Familie Zeit hatte, gingen wir immer irgendwohin. So konnte ich mir in einem 3D-Kino einen Film ansehen. Nebenbei war ich in einer Ausstellung, wo Autos von weltberühmten Personen aus der Vergangenheit gezeigt wurden, so konnte ich mir u.a. Autos von Elvis Presley und auch das von Adolf Hitler ansehen.
Ich habe tolle Sachen während dieser zweimal acht Tage erlebt. Ich freue mich, dass ich die Möglichkeit hatte, so nette Leute und eine so nette Familie kennen zu lernen. Seither schicken wir uns Geschenke zu Weihnachten und ich korrespondiere mit der Mutter meines Austauschpartners. Es lohnte sich auf jeden Fall, an diesem Schüleraustausch teilzunehmen, und ich hoffe, dass ich diese Leute, mit denen ich so viel Spaß erlebt habe, noch einmal sehen kann.