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Zeitung << 2/2003 << Auf den Spuren von Erika Mitterer
Auf den Spuren von Erika Mitterer
Eine Exkursion nach Wien vom 24.-27. Oktober 2003
Autorin: Szilvia Gál
Frau Univ.-Doz. Dr. Márta Baróti-Gaál, Leiterin des Lehrstuhls für österreichische Literatur und Kultur, kannte die vor drei Jahren verstorbene österreichische Lyrikerin auch persönlich. Im vorigen Semester hielt Frau Dr. Baróti ein Seminar über die Lyrik von Erika Mitterer. Die Teilnehmer des Seminars und die Seminarleiterin bekamen eine Einladung von der Erika Mitterer Gesellschaft aus Wien, die Uraufführung ihres Schauspiels „Ein Bogen Seidenpapier“ zu besichtigen.
Der Leiter der Gesellschaft ist der Sohn der Dichterin, Martin Petrowsky. Die Gesellschaft wird von einem der berühmtesten österreichischen Literaturwissenschaftler, Prof. Wendelin Schmidt-Dengler unterstützt. Der Termin der Aufführung fiel gerade auf unsere Herbstferien. Nach den langen Organisationsaufgaben, für die wir uns bei Frau Dr. Baróti und Herrn Petrowsky sehr bedanken müssen, weil sie uns ein sehr reiches Programm zusammengestellt haben, fuhren wir am 24. Oktober nach Wien.
Unsere Reisegruppe bestand aus neun Teilnehmern des Seminars sowie Frau Baróti und ihrer Tochter. Nach der Ankunft gingen wir am Abend in die berühmte Wiener Oper, um „Die Frau ohne Schatten“ von Richard Strauss zu sehen. Da wir Stehplatzkarten hatten, mussten wir vier Stunden stehen, aber es störte uns nicht, weil uns das herrliche Schauspiel und die wunderschöne Musik entschädigten. Am nächsten Tag besichtigten wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt Wien, wobei uns eine sehr nette Fremdenführerin, ein Mitglied der Erika Mitterer Gesellschaft behilflich war. Am Nachmittag trafen wir uns mit Martin Petrowsky, der uns die Ausstellung „Wer war Erika Mitterer“ zeigte. Die Zitate von oder über Erika Mitterer haben diese Ausstellung abgerundet, wodurch man ihrem Leben und ihrer künstlerischen Tätigkeit noch besser auf der Spur folgen konnte. Auf sieben Tafeln wurden die wichtigsten Stationen ihres Lebens dargestellt. In Vitrinen konnten wir ihre Bücher, wichtige, interessante Dokumente und ihren Briefwechsel mit vielen anderen berühmten Künstlern und weltliterarischen Persönlichkeiten, z.B. Rainer Maria Rilke, Stefan Zweig, Hermann Hesse oder Thomas Mann, bewundern. Zudem hatten wir die Möglichkeit, den Sohn der Autorin nach ihrem persönlichen Leben zu fragen, etwa wie die Beziehung der Künstlerin zu ihren drei Kindern war, oder wie sie neben der künstlerischen Tätigkeit ihre mütterlichen Aufgaben vollbringen konnte.
Am Abend fand die Aufführung an der Freien Bühne Wieden statt. Das Schauspiel, das die Autorin selbst so nannte, war eher eine Komödie. Die Handlung spielt in den Fünfzigerjahren in Wien, aber die von Erika Mitterer gezeigten Probleme (einander zuhören, einander verzeihen) sind zeitlos und auch heute sehr aktuell und allgemeingültig. Das Spiel der Schauspieler war mitreißend, und sie konnten selbst mit ihrem Spiel das Wesen des Werkes für das Publikum aktualisieren. Nach der Aufführung konnten wir uns auch mit den Schauspielern treffen.
Am Sonntag bewunderten wir die weltberühmten Gemälde von Albrecht Dürer, die in der Albertina aus der ganzen Welt versammelt wurden. Wir konnten kaum glauben, nach so vielen Erlebnissen an diesem Tag noch etwas ähnlich Schönes erleben zu können. Am Nachmittag hatten wir eine sehr schöne Stadtrundfahrt. Die älteste Fremdenführerin in Wien, eine sehr energische, nette achtzigjährige Frau erzählte uns über die Stadt. Wir nahmen natürlich unseren Weg über das Schloss Schönbrunn, das Belvedere und zum Schluss bewunderten wir das Hundertwasser Haus. Man kann sich vorstellen, wie müde unsere Gruppe am Ende des Tages war. So einen schönen Tag gibt es aber leider nicht jede Woche. Am letzten Tag konnten wir noch am Vormittag einige Stunden den irdischen Genüssen des Einkaufens auf der Mariahilfestraße widmen.
Auch hiermit bedanken wir uns bei der Erika Mitterer Gesellschaft, besonders bei Herrn Martin Petrowsky für diese vier wunderschönen Tage, die für uns alle ein unvergessliches Erlebnis war.
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Erika Mitterer (30.3.1906 Wien – 14.10.2001 Wien)
Lyrikerin, Erzählerin und Dramatikerin. Ab zwölf begann sie Gedichte zu schreiben. 1929/30 Sekretärin des Kulturbundes in Wien. 1924-26 stand sie mit R. M. Rilke in Briefwechsel ("Briefwechsel in Gedichten", 1950). Ihre Literatur ist geprägt vom katholischen Glauben. Sie bevorzugt mythologische Stoffe sowie soziale Themen und versucht eine Bewältigung des Phänomens NS-Zeit. Trägerin unter anderem des großen goldenen Ehrenzeichens mit Stern für Verdienste um die Republik Österreich. |
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