Startseite | Impressum | Zeitung | Beiheft | Archiv nach Autoren | Archiv nach Rubriken








Zeitung << 2/2003 << Der Flohmarkt auf dem Naschmarkt in Wien


Der Flohmarkt auf dem Naschmarkt in Wien
Autorin: Anna Zomborcsevics

Wie verbringt man den Samstag am besten in Wien? Natürlich mit Stadtbummeln und Einkaufen. Zeitig in der Früh lohnt es sich auf den Naschmarkt und den angeschlossenen Flohmarkt zu gehen. Kettenbrückengasse, Naschmarkt – klingt die bekannte Stimme in der U-Bahn. Ich steige aus der U4 aus. Ganz aufgeregt gehe ich die Treppen hinauf. Bekannte alte Gebäude warten oben auf mich. Ich gehe auf die Straße hinaus. Die komischen, abgerutschten Leute sind immer noch da. Hier ist nämlich einer der größten Drogenverteilungsplätze Wiens. Die verschiedensten Leute laufen hier herum: Jugendliche, Alte, Familien mit Kindern, Liebespaare – die bunteste Welt, die ich je gesehen habe.

Es ist noch früh, ich gehe zuerst auf den Flohmarkt. Es herrscht ein unglaubliches Angebot der verschiedensten Waren. Wunderbare Gegenstände, gebrauchte Kleider und Schmuckstücke, Musikinstrumente, tausend Jahre alte Schallplatten, einbeinige Sessel und was man sich nur vorstellen kann. Die meisten Verkäufer sind aus der Türkei und aus Jugoslawien. Verhandeln ist möglich, sogar obligatorisch. Familien, die ihre nicht mehr gebrauchten Sachen und Schätze um ein bisschen Geld verkaufen wollen, findet man aber genauso. Es ist ganz lustig nur herumzuspazieren und die Leute anzuschauen. Die Verkäufer sprechen die Leute ununterbrochen an: -Billig! Billig! Kommen Sie schöne Dame, alles ist billig! Ein alter Mann spielt auf seiner Harmonika wunderschöne serbische Lieder. Etwas weiter weg spielt jemand Gitarre. Verschiedene Kulturen kommen hier in Berührung. Es ist ein großer Schmelztiegel verschiedener Völker.
Zeit zum Essen: Ab auf den Naschmarkt. Hier kriegt man wirklich alles, was mit dem Essen zusammenhängt. Frisches Obst und Gemüse, orientalische Kräuter. Hier bekommt man auch die beste Linsensuppe der Welt. Das türkische Lokal am Naschmarkt hat sich in den beliebtesten Treffpunkt der Wiener Jugendlichen verwandelt. Die Küche ist fast so gut geblieben wie damals beim Türken. Nach ein wenig Ruhe gehe ich in die Masse hinein. Unglaublich viele Leute gibt es hier. Verschiedenste Gemüse- und Obstsorten werden angeboten. Die besten Waren werden von Türken und natürlich von Ungarn verkauft. Weiter weg werden frisches Lammfleisch und alle mögliche Fleischsorten, frische Fische und Meeresfrüchte verkauft. Man bekommt auch frische Eier und frischen Bergkäse vom Land. Die zehn Meter, wo sich 3-4 Kebabladen auf einem Platz befinden, sind am lustigsten. Unglaublich! Alle wollen einander überschreien: -Kebab! Kebab! Kebab! Man weiß überhaupt nicht mehr, wo man essen will. Ein Hauch von Orient. Es gibt auch orientalische Geschäfte, wo man wirklich außergewöhnliche Waren am Angebot hat. Diesen kulinarischen Ausflug in der Wiener Innenstadt will man immer wieder machen, wenn man in Wien ist. Am Naschmarkt befinden sich die schönsten Jugendstil-Häuser. Die wunderbaren Otto-Wagner-Fassaden kann man nie vergessen.