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Zeitung << 2/2002 << CD-Tipp


CD-Tipp
Herbert Grönemeyer: Mensch

Autorinnen: Anita Fekete, Barbara Horváth

Unter Deutschlands Rockstars ist er einer der erfolgreichsten und vielseitigsten. Er ist als musikalischer Leiter, Schauspieler und Sänger tätig. Für seine Alben hat Herbert Grönemeyer in Deutschland, Österreich und der Schweiz bisher dreiundzwanzigmal die Platin-Auszeichnung bekommen. Obwohl er auf Deutsch singt, erreichten viele seiner Hits wie Männer oder Alkohol Kultstatus. Oder gerade deswegen? Auf jeden Fall machte er eine beeindruckende Karriere. Den riesengroßen Erfolg konnte er nicht genießen, er hatte nämlich private Schicksalsschläge zu verkraften. Wenige Tage nach dem Tod des Bruders Wilhelm im November 1998 verliert Herbert Grönemeyer seine Frau Anna. Die beiden kannten sich seit 20 Jahren, waren seit 1993 verheiratet und haben zwei Kinder im Alter von 10 und 11 Jahren. Anna Grönemeyer hatte Brustkrebs und war mehrere Jahre in Behandlung. Doch Herbert Grönemeyer ist an seinem Schicksal nicht verzweifelt. Vier Jahre nach seinem letzten Album Bleibt Alles Anders erscheint jetzt die neue Scheibe Mensch. Dieses Album ist eines der besten. Es ist ziemlich abwechslungsreich: Grönemeyer präsentiert neben harten Gitarren-Songs auch sanfte Balladen. In dem Song Mensch beschreibt der noch immer traurige Künstler, wie stark er seine Frau vermisst. Dieses Lied war in Deutschland im vergangenen Sommer ein totaler Erfolg. Alle Radiosender spielten es mehrmals täglich. Die Toplisten führte der Song wochenlang an. Grönemeyers Texte sind gefühlsvoll und haben immer einen allgemeingültigen, vielsagenden Inhalt. Der Rockstar macht gerade eine große Tournee durch ganz Deutschland, wobei er unglaublich viel Erfolg hat. Kein Wunder: das Album ist absolut Nummer Eins! Insgesamt feiert Grönemeyer also ein gelungenes Comeback. Wer aber in leicht depressiver Stimmung ist, dem würde ich Mensch nicht unbedingt empfehlen. Mit einer Flasche kühlen Rotweins bei Kerzenlicht ist aber diese Musik auf jeden Fall genießbar, und ich empfehle sie allen, die anspruchsvolle Musik mögen, sogar auf Deutsch.


Grave Digger: Tunes of War

Es ist wieder das Ende eines anstrengenden Tages, ich komme zu Hause müde und unlustig an. Das einzige Zaubermittel, heiße Dusche, hilft nicht einmal. Ich möchte bald auf den Feldern meiner Träume spazieren. Ich weiß aber, dass es nicht möglich ist: Meine Freundinnen im Wohnheim sind laut und unterhalten sich laut. Eine einzige Lösung bleibt mir: Mein CD-Player mit meinem Kopfhörer . Aber was hören? Heute habe ich ein Album der Gruppe Grave Digger bekommen. Ich lege es ein. Es ist interessant. Schottisches Thema von einer deutschen Gruppe, die in englischer Sprache singt. Schottischer Dudelsack, dynamisches Trommelspiel, eine Gitarre schreit irgendwo.
Wo bin ich aber? Was passiert denn hier? Träume ich? Ich stehe auf einem Hügel. Ein wunderbarer Blick öffnet sich vor mir: Eine Herde Schäfchenwolken wandert auf dem azurblauen Himmel. Unten ist eine echte schottische Landschaft zu sehen. Zwischen zwei Hügelchen fließt ein kleiner Bach, Sonnenstrahlen tanzen auf seinen Wellen. Rechts des Baches steht ein dunkler Wald. Er droht und beruhigt gleichzeitig, droht nur den Menschen, die etwas Schlechtes in sich haben, bringt aber Obdach allen, die wahr, wertvoll und gut sind. Was sehe ich aber links? Den Frieden der Landschaft störend stehen zwei Armeen auf den grünen Feldern. Die eine ist gut ausgerüstet, die andere aber ohne Rüstung, ohne genügend Waffen, ohne genügend Pferde. Sie sind aber fest entschlossen bis zu ihren Tod zu kämpfen! Der Held, der diese kleine Armee führt, nimmt sein Schwert, schreit. Eine Menge von Menschen beginnt einander zu töten. Schwäche gegen Macht, Glaube gegen Unterdrückung, Standhaftigkeit, Wille! Die Sonne geht unter. Die Schlacht ist beendet. Das Danklied des einsamen Helden ist zu hören, er kniet, er drückt seinen Dank seinem Gott aus. Er ist stolz, aber traurig. Überall Blut, Tote und Verletzte. Leichter Wind weht, Krähen fliegen und krähen oben. Roter Nebel senkt sich auf die Landschaft.
Was ist aber so hart unter meinem Kopf? Ach ja, mein Kopfhörer. Ich schalte den CD-Player aus und träume weiter von den vergessenen Helden.