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Zeitung << 2/2002 << Interview mit Markus Kóth


„Über Texte muss man diskutieren“
Interview mit Markus Kóth

Autorin: Teréz Bankós

Markus Kóth ist seit September 2001 Lektor am Lehrstuhl für österreichische Literatur und Kultur. Er ist einer der Chefredakteure des GeMa.

Markus, wann bist du nach Ungarn gekommen?
Nach Szeged Ende August 2001.

Warst du schon früher in Ungarn?
Oh, immer schon, seit ich denken kann.

Deswegen kannst du dann auch so gut Ungarisch sprechen.
Na, ja, einigermaßen kann ich ja.

Und warum bist du nach Ungarn bzw. nach Szeged gekommen?
Szeged war eigentlich eine - na, ja, nicht Notlösung, aber - ich wollte nach Budapest, weil ich dort Bekannte habe, Verwandte, Freunde, Studienkollegen, usw. Und es hat sich dann so ergeben, dass in Budapest nichts frei war und so bin ich nach Szeged gekommen, worüber ich sehr froh bin.

Die Studenten wissen, glaube ich alle, dass du am Lehrstuhl für österreichische Literatur und Kultur arbeitest, aber was ist genau dein Fachgebiet?
Österreichische Literatur und Landeskunde.

Hast du einen Lieblingsbereich, der dir sehr nahe steht?
Ich habe sehr gern die kleineren Formen der Literatur, d.h. Parodien, Sketche, Kabarett und solche Sachen, Kaffeehaus-Literatur auch. Also nicht die großen Romane wie von Musil oder später Handke, sondern eher die kleineren Formen. Und damit beschäftigt sich auch kaum jemand, und deswegen ist es auch sehr interessant.

Bist du verheiratet?
Ich bin ein überzeugter Junggeselle, aber ich hätte prinzipiell nichts gegen eine ungarische Freundin...

Was sind deine Hobbys?
Bücher, Filme, Motorräder.

Fährst du auch selber Motorrad?
Ich habe drei Motorräder.

Auto?
Habe ich auch.

Und was ist besser?
Ich fahre lieber mit dem Motorrad, aber das Auto ist bequemer und man kann mehr transportieren.

Hast du ein Lieblingsbuch oder einen Lieblingsautor?
Das ist sehr schwer... da könnte ich jetzt viele aufzählen: Jörg Mauthe, Fritz von Herzmanovski-Orlando, Ambrose Bierce, ein amerikanischer Zyniker, Umberto Eco mag ich sehr gerne, obwohl seine Romane immer schlechter werden...

Vielleicht jemand in der ungarischen Literatur?
Frigyes Karinthy.

Da du immer schon eine enge Beziehung zu Ungarn hattest, hast du vielleicht spezielle ungarische Lieblingsspeisen oder Bräuche, die dir sehr gefallen?
Na, ja, Lieblingsspeise, Vadaspörkölt, etwas in dieser Richtung. Aber das ist für mich eigentlich nichts Fremdes, weil ich aus einem Grenzgebiet komme, aus einem ungarischsprachigen Dorf, 10 km von der ungarischen Grenze, und ich von klein auf eigentlich immer schon die ungarische Küche kenne und mir beispielsweise die Tiroler oder Kärntner Küche wesentlich fremder ist als die ungarische. Was die Sitten und Bräuche anbelangt, gibt es hier eigentlich nichts, was mir so auffällt.

Wie ist deine Beziehung zu deinen Studenten?
Ich kann nur von meiner Seite aus sprechen, ich glaube, das ist relativ gut.
Und zu den Kollegen?
Oh, sehr gut, auch außerhalb der Universität.

Du machst auch bei dem Projekt „Studentenzeitung“ mit, seitdem du hier bist. Was ist deine persönliche Meinung darüber?
Die Sache entwickelt sich, es wird immer besser. Allerdings muss man es noch in einen gewissen Rahmen lenken, damit es nicht ausufert. Es soll (bzw. muss) einen germanistischen Schwerpunkt haben. Was mich ein bisschen erstaunt, ist, dass die Studenten glauben, wenn sie einen Text abliefern, hat sich damit die Sache. Und das stimmt eben nicht, über Texte muss man diskutieren. Und das betrifft nicht nur das Zeitungsseminar. Der Austausch ist wichtig zwischen Dozenten und Studenten. Das ist hier etwas, was möglicherweise durch das System der Universitäten in Ungarn nicht so gegeben ist wie z. B. in Deutschland oder Österreich, wo in den Seminaren wirklich diskutiert wird. Ich weiß, dass es natürlich schwer ist in einer Fremdsprache zu diskutieren, aber es bietet sich die Chance für die Studenten in der Fremdsprache sich auszudrücken, auch wenn sie Fehler machen. Es geht überhaupt darum, dass sie die Scheu verlieren auf Deutsch zu reden, zu diskutieren. Das sollten die Studenten ein bisschen bedenken, sollen sich ein bisschen mehr engagieren.

Und was sind deine Pläne für die Zukunft?
Mein Doktorat machen, an dem ich momentan arbeite, und bis 2006 in Szeged bleiben.

Danke für das Interview!