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Zeitung << 2/2002 << Interview mit Gabriella Kurdi und Gábor Nagy


Mit Erasmus in Regensburg
Interview mit Gabriella Kurdi und Gábor Nagy

Autorin: Viktória Molnár

Viele Studenten haben den Traum, im Ausland zu studieren. Einige meinen, dass es unmöglich ist, einen Platz an einer ausländischen Uni zu bekommen. Trotzdem können jedes Jahr mehrere Germanistikstudenten (auch aus Szeged) ein Semester in Deutschland verbringen. Man muss nur gute Noten haben und ein bisschen zielbewusst sein. Man muss immer mit offenen Augen gehen und sich rechtzeitig danach erkundigen, was für Möglichkeiten vorhanden sind, und ohne Mühe ein Thema, mit dem man sich in Deutschland beschäftigen möchte, ausarbeiten. Und wenn es beim ersten Mal nicht klappt, dann beim nächsten Mal. Seit 2002 besteht eine Erasmus-Partnerschaft zwischen den Universitäten Regensburg und Szeged für Germanistikstudenten. Im Sommersemester 2002 haben drei Studentinnen und ein Student aus Szeged zum ersten Mal an der Universität Regensburg mit einem Erasmus-Stipendium Germanistik studiert. Gabriella Kurdi und Gábor Nagy berichten von ihren Erfahrungen und Erlebnissen.

Aller Anfang ist schwer, wie das Sprichwort sagt. Es war sicher nicht einfach, in Regensburg alles allein zu erledigen, neue Freunde zu finden und sich an die neue Situation zu gewöhnen.
Gabriella: In den ersten Tagen schien alles sehr kompliziert zu sein, aber zum Glück haben wir einen Orientierungskurs gehabt, wo man uns alles erklärt und gezeigt hat. So haben sich die Erasmus-Studenten auch besser kennen gelernt. Deshalb habe ich mich nach einem Tag nicht mehr allein gefühlt. Auch die Universität Regensburg hat für uns Programme organisiert. Die Tutoren haben uns die Stadt gezeigt. Sie haben auch extra für uns einen Kneipenbummel organisiert, zudem waren wir gemeinsam auch wandern. So war es viel einfacher, sich an alles zu gewöhnen.

Wie war das Leben an der Uni?
Gábor: Es war ein bisschen anders als in Szeged. Es gab viel mehr Programme, Veranstaltungen für die Studenten als hier. Die Uni ist auch größer. Alle Fakultäten befinden sich an demselben Ort, auf einem Gebiet. Es ist eine selbständige Universitätsstadt mit einer großen Mensa, mit Pizzeria, Cafeteria, Banken, Biblio theken, Buchhandlungen, Lebensmittelgeschäften, einem kleinen See mit Enten und einem Sportzentrum, wo man jeden Tag frei Sport treiben kann.

Wo habt ihr gewohnt? Habt ihr einen Platz in einem Studentenwohnheim bekommen? Soviel ich weiß, ist das in Deutschland genauso problematisch wie in Ungarn.
Gábor: Ja, wir haben beide im Wohnheim gewohnt, aber nicht in demselben. Die Wohnheime sind meistens in der Stadt oder in der Nähe der Uni. Mein Wohnheim war nur 5 Minuten weg von der Uni. Ich habe ein Einzelzimmer gehabt, mit Bad und Toilette, aber die Küche habe ich mit 7 oder 8 anderen Leuten geteilt. Da konnte ich die anderen treffen. In der Küche haben wir öfters etwas gekocht. Die Barabende in den Wohnheimen waren auch sehr gute Programme. Hier konnten wir tanzen und uns unterhalten. Fast jeden Tag gab es irgendwo einen Barabend. Alle waren da, die im Wohnheim gewohnt haben, es war fast immer voll. So haben wir nie Langeweile gehabt.

Wie war das Studium an der Uni. War es kompliziert sich für die Lehrveranstaltungen anzumelden?
Gabriella: Es gibt Zentralanmeldungen, wo man einen Kurs belegen kann. Es gibt Proseminar 1, Proseminar 2, Hauptseminare, Übungen und Vorlesungen. Es war sehr interessant für mich, dass in den Seminaren manchmal auch 30-40 Leute sind.

Was bedeutet Proseminar und Hauptseminar?
Gabriella: In Regensburg teilt man das Studium in Grund- (1-4 Semester) und Hauptstudium. Proseminar 1 und 2 muss man in dem Grundstudium leisten und danach die Zwischenprüfung ablegen. Die Regensburger Studenten haben aber Glück. Dort wurden die Zwischenprüfungen abgeschafft. Die Proseminare 1 sind immer einfacher, sie geben nur eine Einführung in die Wissenschaften. Die Proseminare 2 sind schon auf ein bestimmtes Thema spezialisiert. Die Übungen sind die Vorlesung begleitende Seminare und das Tutorium ist ähnlich der Übung, aber die werden von Studenten im Hauptstudium gehalten.
Wie könnt ihr die Seminare und Vorlesungen, die ihr in Deutschland gemacht habt, in Szeged anerkennen lassen? Erkennt man das an, wenn jemand in Deutschland Seminare macht?
Gábor: Es ist gar nicht so einfach. Man muss eigentlich beide Unis parallel machen, also überall Prüfungen ablegen und dann im nächsten Semester die Stunden anerkennen lassen. Wenn man das gleiche Seminar bzw. die gleiche Vorlesung in Deutschland findet, kann man das schon mit dem Professoren während des Semesters besprechen und die Prüfung in Deutschland ablegen.

Hat es sich gelohnt?
Gabriella: Natürlich hat es sich gelohnt! Es ist einfach schön, Leute zu treffen, die in anderen Kulturen und in anderen Ländern leben.
Gábor: Auf jeden Fall! Ich hatte die Möglichkeit, die deutsche Sprache zu üben, neue Leute, Städte, Gebiete kennen zu lernen und solche Kurse zu besuchen, die ich in Szeged nicht belegen kann. Die waren sehr interessant. Und allein in einem anderen Land zu leben ist auch nützlich.

Ihr habt wahrscheinlich auch viele neue Freunde.
Gábor: Ja, ich habe viele neue Freunde, mit denen ich noch immer Kontakt habe, per E-Mail oder brieflich; neue Freunde aus Italien, aus Frankreich und aus vielen Ländern Europas und auch aus den USA. Aber deutsche Studenten habe ich nicht so viele kennen gelernt. In den Kursen war ich meistens mit Deutschen, aber meine Freizeit habe ich meistens mit Ausländern verbracht.
Gabriella: Ich habe leider auch kaum deutsche Freunde gefunden. Aber sonst habe ich Bekannte und Freunde aus der ganzen Welt: aus Frankreich, Japan, Südamerika, England, Italien, aus den USA und auch aus den kleineren Föderationen von Russland, von denen ich noch nie etwas gehört habe.

Wie kommt man mit 190 Euro aus?
Gabriella: Es war gar nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt habe. Man muss zwar ein bisschen Geld zugeben, aber wenn man will, findet man leicht auch eine Arbeit in der Stadt. Außerdem haben wir noch schließlich 40 Euro pro Monat als zusätzliche Unterstützung bekommen.

Wie kann man sich um ein Erasmus-Stipendium bewerben?
Gábor: Man muss sich an das Külügyi Osztály wenden. Da bekommt man ein Formular, das man ausfüllen soll. Man braucht kein Gutachten, aber ein Forschungsvorhaben muss man schreiben. Wer das Stipendium bekommt, entscheidet der Lehrstuhl.
Nach diesen Erfahrungen kann man sich ein Stipendium wirklich super vorstellen. Studium, Freunde, Partys in einem fremden Land und man kann vieles erleben, nur muss man sich ein bisschen darum bemühen. Was garantiert ist: Spaß beim Lernen und das ewige Erlebnis.