Startseite | Impressum | Zeitung | Beiheft | Archiv nach Autoren | Archiv nach Rubriken








Zeitung << 2/2002 << „Die Kinder mischen nicht die Sprachen“


„Die Kinder mischen nicht die Sprachen“
Interview mit Harald Birven

Autorin: Beatrix Tóth

Was hat Sie dazu bewogen ihr Kind zweisprachig zu erziehen?
Es hat sich so ergeben. Wir haben zuerst in Großbritannien gelebt und dann haben wir uns entschlossen, zu Hause jeweils eine Sprache mit ihr zu sprechen. Ihre Mutter Ungarisch und ich Deutsch. Wir hatten uns dann überlegt, dass sie das Englische ohnehin lernen wird, wenn sie in die Schule geht. Dann hätte sie die dritte Sprache auch gelernt.

Wann haben sie mit der Einführung der Zweisprachigkeit begonnen?
Von dem ersten Tag an. Ihr erstes Wort war z.B. Papa, danach Nein und so.

Viele Eltern haben Angst, dass das Kind die zwei Sprachen mischen könnte. Was ist ihre Meinung darüber?
Das Kind mischt die Sprache nicht, wenn die beiden Eltern die Sprachen nicht mischen. Der eine Elternteil sollte nur die eine Sprache sprechen, der andere nur die andere. Mischen die Eltern die Sprachen selber, dann mischen die Kinder die Sprachen auch.

Haben sie irgendwelche Schwierigkeiten bei der Einschulung gehabt?
Bei der Einschulung noch nicht, aber wir haben uns entschlossen, dass sie in eine solche Schule geht, wo sie auch Englisch lernen kann. Ich bin mir noch nicht so genau bewusst, was für Konsequenzen es haben wird. Ich denke einmal, dass es ihre deutsche Sprache nicht beeinflussen wird, wenn sie dann in der Schule jetzt Englisch dazu lernt und gar kein Deutsch. Sie wird Deutsch dann zu Hause sprechen.

Wie sprechen Sie in der Familie miteinander, ich meine, was ist ihre Familiensprache?
Bei uns ist es eigentlich so, dass ihre Mutter und ich getrennt leben. So ist die Familiensprache bei ihrer Mutter Ungarisch und bei mir Deutsch. Und es gibt keine Probleme damit. Es ist vorteilig für die Sprachen selbst.

Wie hat ihre Umwelt auf diese Erziehungsweise reagiert?
Die Eltern von anderen Kindern reagieren oft skeptisch. Sie denken, dass sie die beiden Sprachen mischen wird. Die Großeltern sind natürlich froh darüber. Die, die in Deutschland leben, sind froh, dass sie mit ihnen Deutsch sprechen kann, und die, die in Ungarn leben, sind froh, dass sie Ungarisch mit ihnen sprechen kann. Und ich denke, dass sie froh ist, dass sie die beiden Sprachen beherrscht.

Ist die Zweisprachigkeit ausschließlich auf das zu Hause begrenzt oder funktioniert es, egal wo sie sind?
Sie spricht die Sprachen parallel. Wenn sie in Ungarisch angesprochen wird, antwortet sie auf Ungarisch, und wenn auf Deutsch, dann antwortet sie auf Deutsch. Sie macht keinen Unterschied.

Wie selbstverständlich reagiert das Kind auf den Sprachwechsel?
Es ist selbstverständlich für sie, aber du kannst es ja ausprobieren. (Und tatsächlich, als ich mit ihr angefangen habe Ungarisch zu sprechen, antwortete sie gleich auf Ungarisch)

Möchten sie, dass das Kind noch eine oder eventuell mehrere Sprachen dazu lernt?
Ja natürlich, ich weiß, dass das sehr wichtig ist, dass eine dritte Sprache dazu kommt.

Wenn Sie neu anfangen könnten, würden Sie etwas anders machen?
Nein, würde ich nicht. Das hat so eigentlich sehr viel Erfolg gebracht.