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Zeitung << 2/2002 << Der Euro: das neue Geld Europas


Der Euro: das neue Geld Europas
Autorin: Mariann Lovas

Der Euro ist auf dem Weg, neben dem US-Dollar zur zweiten Weltwährung zu werden, ist aber dennoch in seiner Heimat nicht überall gern gesehen. Wenn es in Deutschland eine Volksabstimmung über die Einführung des Euro gegeben hätte, würde noch heute mit der ''guten, alten'' D-Mark bezahlt werden. Noch im Dezember 2001, wenige Tage, bevor das Euro-Bargeld zum offiziellen Zahlungsmittel wurde, war die Mehrheit des deutschen Volkes gegen die neue Währung. Als am Jahresanfang 2002 einige Dienstleister, Einzelhändler und andere die scheinbar niedrigen Euro-Preise als willkommene Gelegenheit für Preiserhöhungen nutzten, schienen sich alle düsteren Prophezeihungen zu erfüllen. Die neue Währung erlitt damals einen deutlichen Imageverlust und hatte ihren Spitznamen weg: Teuro.

Kleine Euro-Geschichte
Der Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft (1957) erklärte einen europäischen Binnenmarkt zum Ziel einer Entwicklung, die den wirtschaftlichen Wohlstand steigern und zu "einem immer engeren Zusammenschluss der europäischen Völker" beitragen sollte. Die Einheitliche Europäische Akte (1986) und der Vertrag über die Europäische Union (1992) stützen sich auf dieses Fundament. Sie führten zur Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) und sind der Grundstein für die einheitliche Währung. Die dritte Stufe der WWU begann am 1. Januar 1999, als die Umrechnungskurse der teilnehmenden Währungen unwiderruflich festgelegt wurden. Seither betrieben die Teilnehmerstaaten eine gemeinsame Geldpolitik. Der Euro wurde gesetzliches Zahlungsmittel und die zunächst elf nationalen Währungen Untereinheiten des Euro. Am 1. Januar 2001 trat Griechenland dem Eurosystem bei. Somit wurden die Euro-Banknoten und -Münzen am 1. Januar 2002 in zwölf Mitgliedstaaten der Europäischen Union eingeführt. Bis dahin gab es den Euro ausschließlich als Buchgeld. Das heißt: Schecks, Überweisungen und Lastschriften konnten schon in Euro ausgestellt, Konten und Sparbücher wahlweise in der nationalen Währungseinheit oder in Euro geführt werden.
Vom ersten Oktober 2001 bis 28 Februar waren auch in Deutschland Unternehmer verpflichtet die Preise in ihren Geschäften in DM und in Euro anzugeben. Die Preise mussten nicht nur in allen Geschäften, sondern in allen Katalogen, auf allen Prospekten so angegeben sein. Dies hat in unmissverständlicher Leserichtung zu erfolgen: links in DM, rechts in Euro oder oben in DM und unten in Euro. So könnten sich die Verbraucher leichter an die neuen Euro-Preise gewöhnen und sie auch leichter kontrollieren.

Euro-Münzen
Es gibt 8 Euro-Münzen, im Wert von jeweils 2 und 1 Euro sowie 50, 20, 10, 5, 2 und 1 Cent. Jede Euro-Münze hat eine gemeinsame europäische Seite. Die Rückseite konnte jeder Mitgliedstaat nach Belieben gestalten. Jede der Münzen kann überall in den 12 Mitgliedstaaten der Eurozonen verwendet werden. Beispielsweise kann ein französischer Bürger in Berlin einen Kaffee mit einer Euro-Münze bezahlen, auf der der König von Spanien abgebildet ist. So ist etwa die Selbstständigkeit der Staaten trotz der einheitlichen Erscheinung ersichtlich. In Deutschland habe ich im Sommer 2002 mehrere Variationen von 1 Euro-Münzen gesehen. In einem Geschäft habe ich z.B. eine französische Euro-Münze als Retourgeld zurückbekommen. Die gemeinsame Bildseite stellt die Karte der Europäischen Union dar, vor dem Hintergrund transversaler Linien, an denen die Sterne der europäischen Flagge hängen. Die Hinterseite der Münzen zeigen aber immer ein charakteristisches Merkmal eines bestimmten Staates. Die Münzen waren ab 1. Januar 2002 bei den Banken und Einzelhandelsgeschäften erhältlich. Meiner Meinung nach haben sich aber die Menschen noch immer nicht daran gewöhnt, diese neue Münzen und Banknoten zu benutzen. Die Münzen selbst finde ich eigentlich nicht so praktisch, weil sie viel zu klein sind. Bei der Kasse muss man lange Minuten nach dem kleinen Euro-Cent suchen.

Euro-Scheine
Die Banknoten sind nach einigen Meinungen nicht von bester Qualität. Ob das wahr ist oder nicht, weiß ich nicht, weil ich bisher ausschließlich brandneue Banknoten in der Hand gehabt habe. Wie sie aber nach mehrmaliger Benutzung aussehen werden, ist eine gute Frage. Es gibt 7 Euro-Scheine. Sie sind von unterschiedlicher Farbe und Größe und haben einen Wert von jeweils 500, 200, 100, 50, 20, 10 und 5 Euro. Die Banknoten sind für das gesamte Euro-Gebiet einheitlich. Anders als bei Münzen gibt es hier keine sogenannte nationale Seite. Es ist mir nicht sympathisch, dass die Banknoten keine einheitliche Größe haben. Die Abbildungen sind allerdings schön. Sie symbolisieren das architektonische Erbe Europas. Die Vorderseite jeder Banknote zeigt Fenster und Portale als Symbol der Offenheit und Zusammenarbeit in der EU. Die Rückseite zeigt jeweils eine Brücke aus einer bestimmten Epoche. Alle Banknoten werden mit modernsten Sicherheitsmerkmalen ausgestattet und haben verschiedene Tastbarkeit, damit sie auch die Sehbehinderten leicht benutzen können. So ist der Euro sozusagen ein modernes Geld für eine moderne Welt.

Preiserhöhungen durch die Einführung des Euro?
Durch die Umstellung auf den Euro haben sich auch alle Preise verändert. Die Umrechnung von DM und Schilling in Euro ist aber exakt vorgeschrieben.
Bei Preisanpassungen wird allerdings nicht immer nach oben aufgerundet. In vielen Fällen kommt es im Gegenteil zu einer Abrundung nach unten. Dies liegt bei der Feststellung von Blickfangpreisen, die bisher auf Mark oder Pfennigbeträge auf 9 oder 99 lauteten, z.B. DM 0,99 oder 499. Bei der Umstellung ergeben sich Preise, die optisch viel weniger attraktiv sind. Beispielweise ein DM-Preis von 0,99 ergibt einen Euro-Preis von 0,51. Blickfangpreise entstehen daraus entweder durch eine Preissenkung auf 0,49 oder durch eine Erhöhung auf 0,59. Der Konkurrenzdruck wird in diesem Fall eher zur Preissenkung führen.
Die Einführung des Euro ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einem Europa, in dem sich Menschen, Dienstleistungen, Kapital und Waren frei bewegen können. Natürlich gibt es zur neuen europäischen Währung sowohl positive als auch kritische Stimmen. Insgesamt ist jedoch festzustellen, dass die Umstellung zum Euro überwiegend positiv ist. Wir müssen nur die Augen offen halten, damit wir Preisaufrundungen vermeiden können.