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Zeitung << 2/2002 << Reality-Shows


Reality-Shows
Autorin: Szilvia Burghard

Ab September 2002 laufen in Ungarn zwei verschiedene Reality-Shows, auf dem einen Sender ist Való Világ (Real World), auf dem anderen Big Brother zu verfolgen. Vorher gab es schon Versuche von Reality Shows in Ungarn, nämlich Bázis und Tégla. Eine der erfolgreichsten von ihnen war vielleicht Bar. Im Folgenden wird eine Reality Show in Form eines Karikaturspiels vorgestellt.

Einst versprach das Fernsehen den Zuschauern den Blick zu weisen: das Fenster zur Welt. Inzwischen hat sich unter dem Druck der kommerziellen Standards die Richtung verengt auf den Blick durchs Schlüsselloch. Die Tyrannei der Intimität ist durch das Fernsehen zum Normalzustand geworden. Desgleichen haben sich alle an die Allgegenwart von Kameras gewöhnt, vom Kaufhaus bis zum Urlaub. Und dass Fernsehen selbst Katastrophen nach Möglichkeit live übertragen soll, gehört zum festen Vorstellungsrepertoire der Medienkultur.
Die Idee stammt aus dem Buch 1984 von George Orwell. Als er sich vor etwas mehr als 50 Jahren hinse tzte, um in 1984 seine Vision von einem totalitären Überwachungsstaat zu Papier zu bringen, rechnete er bestimmt nicht damit, dass sich nur “ein paar Jahre nach” 1984 mehre Tausende von Leuten bei einem Fernsehsender bewerben werden, um sich “freiwillig” 100 Tage lang rund um die Uhr beobachten zu lassen. 10 oder 12 Leute wurden von ihnen auserwählt, um sich allabendlich vom Fernsehzuschauer begaffen zu lassen.
Es ist schwer zu entscheiden, ob Reality Shows genießbar, überflüssig oder empörend wären. Eines ist aber sicher: vor dem Bildschirm hockt Tag zu Tag ein Millionenpublikum und schaut zu. Es ist allerding s wichtig, nicht aus den Augen zu lassen, dass es nicht egal ist, welche Form dazu ausgewählt wird, mag es auch eine konstruktive oder eine negative Kritik sein. In beiden Fällen kann man leicht die gegensätzliche Wirkung hervorrufen, ohne dass es die Absicht gewesen wäre. Innerhalb der Gattung Kritik existiert eine Art, die aus einer ganz anderen Perspektive die Fakten betrachtet. Das ist Karikatur. Mit dieser Form pflegt man positive und negative oder alle beide Eigenschaften zu vergrößern, was in der Regel zum Humor führt. Bei der Beurteilung der Reality Shows ist diese Form auch bekannt, obgleich es viel weniger gebräuchlich ist, als die anderen, wobei die wichtigsten Charakterzüge der Spieler und die wichtigsten Merkmale der Konzeption herausgegriffen werden, ohne konkrete Meinung darüber auszusprechen. Diese Zurückhaltung, was die Meinung betrifft, finde ich wichtig. Mit deren Hilfe kann man vermeiden, andere zu beleidigen. So eine Karikatur möchte ich nun darstellen, wo die Spieler Tiere sind, aber mit menschlichen Charakteren. Sie sind aber als die schon wohlbekannten typischen Figuren der Reality Shows erkennbar. Der Name des Spiels ist NÁT, d.h. Nagy Állatterrárium (Großes Tierterrarium). Die Idee stammt aus Ungarn.

Was von NÁT zu wissen ist

NÁT wurde mit IKEA-Möbel eingerichtet, leider wurden sie von den Hamstern zerfressen. Das Terrarium wurde überall, wo man es für nötig hielt, mit Kameras ausgerüstet, die alle Bewegungen der Spieler mit Aufmerksamkeit verfolgen. Die Kandidaten sind auch im Dunkeln zu sehen, in diesem Fall leider nur auf Video. Ein Stab aus mehr als einer Person arbeitet jeden Tag daran, damit man denkt, dass er aus 70 Leuten besteht. Alle Errungenschaften der Informationstechnologie werden Tag für Tag eingesetzt, damit die Einschaltquote alle bisherigen Rekorde überflügelt. Der Server düfte leicht abstürzen, der Stab wird es aber als Erfolg verbuchen.

Die Kandidaten
Insgesamt gibt es 9 Spieler. Die Kandidaten sind zunächst Norbert, János, Béla, Yvette-Bernadett und Helga. Sie sind alle Hamster. Anita, die blaue Häsin, Alexa, die Punk-Ente, Rudi, der Sängerfuchs sind Kuscheltiere. Und schließlich Handtellerchen, eine Schlumpffigur.

János, der weiße Hamster ist Vater von 12 Kindern. Er hat das Einziehen ins Terrarium übernommen, weil er sich daran nicht mehr erinnert. Sein Hobbys sind Kino, Extremsportarten und Reiten. Er hat leider wenig Möglichkeit, diese im Terrarium zu üben. Die Freunde von János haben sehr bedauert, dass sie ihn so lange Zeit entbehren müssen. Zum Glück haben weder János noch die Bekannten Erinnerungen.
Béla, der Unternehmungslustige ist selbständig, ein richtiger Macho. Er hat schon bei der Sortierung der Kandidaten betont, dass man für alles zu haben sein muss, weil die Hamster auch nur einmal leben. In seinem Heim gelangte er schon zweimal zu den Kleiderhaken. Er war sogar einmal auf dem Balkon, wo er aber fast erfror, weil die Balkontür hinter ihm fast zuschlug. Auf Bélas Bauch ist ein Tattoo “Ich liebe dich, Ica” zu lesen, das er noch zu seinem Geburtstag als Scherz machen ließ. Yvette-Bernadett, die sich dem Sex nie versagen würde. Sie machte es schon mit Männchen, mit Weibchen, sogar auch schon mit Meeresschweinchen. Yvette meint, dass ihre Haare durch Sex glänzender seien und es auch viel leichter sei, ihre schlanke Figur zu behalten. Sie hat keine Angst davor, dass sie im Terrarium ohne Partner bleibt. Ihr Freund, Lóri drückt ihr die Daumen und will die Sexszenen auf Video aufnehmen.
Handtellerchen ist der drittpopulärste Farbige unter den bisherigen Spielern der Reality Shows. Er hat sein Leben auf den Sport gesetzt. Mehrere nationale und internationale Wettkämpfe hat er schon gewonnen. Er wohnt in Schlumpfhausen, wo das Meer schlumpfblau ist. Ihre Freundin, Schlumpfinchen hat versprochen, ihm eine Schlumpfbeerentorte zu backen, wenn er das Spiel gewinnt.

Internet:
www.nagyallat.uno.hu