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Zeitung << 2/2002 << "Babysitter sucht nette Familie..."


"Babysitter sucht nette Familie..."
Eine Möglichkeit auch für Germanisten

Autorin: Eszter Zóka

Wie kann ich meine Leistungen als Germanistikstudent verbessern? Wie kann ich in der Sprachübung besser abschneiden, die Fachliteratur leichter handhaben? Am besten durch gute Sprachkenntnisse. Die pädagogische Fachliteratur meint, dass bessere Ergebnisse in der Schule oft auf die bessere sprachliche Kompetenz zurückzuführen sind. Das gilt besonders für Germanisten. Was kann man tun, wenn man mit den eigenen Leistungen nicht zufrieden ist oder einfach nur besser Deutsch sprechen will? Lernen. Und zwar am besten von Muttersprachlern. Will man mit deutschsprachigen Muttersprachlern interagieren und vielleicht sogar ein bisschen Geld damit verdienen, dann bietet sich an eine Möglichkeit zu suchen, in einem deutschsprachigen Land zu arbeiten. Das Angesagteste, besonders unter Mädchen, ist Babysitten. Ich habe einige Studentinnen gefragt, die bereits etwas Erfahrung als Babysitter gesammelt haben, und die Seiten im Internet durchstöbert und die nützlichsten Ratschläge herausgesucht.

Wie fange ich an?
Ein Vorteil dieser Lern- und Arbeitsmöglichkeit ist es, dass man keine Steuern zu bezahlen braucht. Will man alles legal haben, muss eine spezielle Arbeitsgenehmigung angefordert wer­den, auch wenn die Gastgeberfamilie nur Ver­pflegung und Unterkunft bietet. In den meisten Ländern braucht man zur Au-pair-Arbeit ein Visum, das man mit einer Einladung, einem speziellen Formular oder dem Babysitter-Ver­trag beantragen kann, falls man den angegebe­nen Parametern entspricht. Hat man sich dazu entschlossen, die Deutschkenntnisse auf diese Art zu verbessern, gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten das Ganze anzupacken. Das un­garische Außenministerium empfiehlt ein Ver­mittlungsbüro aufzusuchen, das eigens zu die­sem Zweck errichtet wurde. Man sollte versu­chen eines zu finden, das möglichst keinen Vor­schuss verlangt. Die Büros suchen meist junge Mädchen, die ein ganzes Jahr bleiben können. Für den Sommer lässt sich aber auch etwas fin­den. Man kann auch eine Anzeige in einer deut­schen Zeitung aufgeben, am einfachsten und billigsten kommt man aber mit Hilfe von Be­kannten weiter. Lustig, aber wahr: diejenigen meiner Au-pair-Gesprächspartner, die durch ein Büro die Stelle bekommen haben, haben eher die Eigeninitiative empfohlen; die „Anzeiger” haben zum Büro verwiesen. Beide Lösungen scheinen ihre Macken zu haben.

Wo finde ich Informationen?
Haben wir alle offiziellen Bedingungen erfüllt oder uns gründlich erkundigt, bleibt immer noch jede Menge zu tun. Kinderbetreu­ung ist nämlich eine verantwortungsvolle Tätig­keit - das ist eines der wenigen Dinge, die von den erfahrenen Babysittern als Negativum er­wähnt werden. Deshalb ist es wichtig, sich dar­auf gut vorzubereiten. Zum Beispiel durch einen Babysitterkurs des Roten Kreuzes, durch die Lektüre eines einschlägigen Buches oder durch das Internet.
Nach zielbewusster Suche wird man im Internet auch zum Thema Babysitten fündig. Es bietet sogar die Möglichkeit, eine passende Familie zu finden. Es gibt sowohl ungarische als auch deutschsprachige Seiten, die zur Stellenvermitt­lung ausgerichtet wurden. Viele unter ihnen ha­ben spezielle Rubriken wie Ferienjob, Babysitter usw. So eine Vermittlungsseite ist z.B. www.netzmarkt.de/jobs, aber mit Hilfe einer Suchmaschine findet man mehr als genug. Es gibt auch Seiten, deren Hauptziel ist, für Au-pair-Mädchen und ihre zukünftigen Arbeitgeber als Treffpunkt zu dienen. Unter www.kinder.liwest.at ist eine österreichisches Plattform zu finden, wo man viel Nützliches über Kinder und ihre Betreuung finden kann. Unter anderem gibt es hier die Möglichkeit eine Kleinanzeige aufzugeben und sich als Babysitter in die Datenbank aufnehmen zu lassen. Die Seite www.babysitternet.de oder www.kidsit.de ist auch zu empfehlen. Hier kann man sich ebenfalls anmelden oder im Forum mitdiskutie­ren. Auch www.kinder.de bietet unter ihren Fo­ren eine Babysitterbörse an. Die Seiten www.aupair.aupair-world.net und www.kidsit.de haben ähnliche Dienstleistungen. Fühlt sich der ungarischsprachige Internetbenutzer besser In­formationen in der Muttersprache zu bekom­men, kann www.gyermeksziget.hu eine gute Wahl sein. Mit der Suche muss man aber Glück haben, hier wird in erster Linie innerhalb Ungarns vermittelt.

Deutsch lernen
Über das Babysitten als Lernmethode gibt es unterschiedliche Meinungen. Zwei von drei Ge­fragten sagen wahrscheinlich zu Recht, dass zum Deutschlernen ein solcher Aufenthalt wohl weniger taugt. Beim Schneemannbauen werde die grammatische Kompetenz nämlich nicht unbedingt gefördert. Trotzdem kann beim stän­digen Interagieren mit Muttersprachlern ein sehr hoher kommunikativer Wert erreicht werden. Das genügt uns Germanisten aber nicht immer. Deshalb gibt es verschiedene Kurse, die Aus­länder nach der Arbeit besuchen können. Bei den Büros bezahlt fast immer die Arbeitgeber­familie die Kosten, sonst muss man das selbst aushandeln. Beim Kurs kommt es darauf an, ob man Glück mit dem Lehrer oder mit der Insti­tution hat. Manche sagen, es ist unerlässlich so einen Kurs zu absolvieren. Es sei sehr nützlich, dort herrsche eine gute Stimmung, man lerne andere Ausländer kennen. Andere meinen, es hätte nichts gebracht, man solle sich lieber an der nächstliegenden Universität einige Vorle­sungen anhören. Auf jeden Fall sind sich alle darüber einig, dass allein mit dem Kindern zu sprechen niemandem ein perfektes Deutsch beibringen wird.

Probieren lohnt sich
Die meisten sagen, dass man sich besser schnell überwinden und keine Angst vor dem Sprechen haben solle. Dann gehe alles wie von selbst. Man sagt auch, es hänge von dir ab, ob du dich zurecht findest oder nicht, aber eigentlich braucht man auch sehr viel Glück. Ob die Fa­milie einem verständnisvoll entgegengeht, ob die Kinder in dem Alter sind, dass wir uns mit ihnen gut verstehen, ob uns die Bezahlung (was offiziell als Taschengeld gilt, und meist auch so ausfällt) genügt, kann Glückssache sein. Des­halb ist es nötig, sich sehr gründlich zu infor­mieren und alles zu besprechen, bevor man die Reise antritt. Auf jeden Fall ist ein solches Un­ternehmen eher denjenigen zu empfehlen, die anpassungsfähig und belastbar sind. Es sollte ihnen nicht an Abenteuerlust mangeln. Für den Versuch spricht vielleicht noch mehr: unbezahl­bar ist die Erfahrung der Sprache in mutter­sprachlicher Umgebung. Keine andere Methode macht es leichter, den Wortschatz zu erweitern und sich eine gute Aussprache anzueignen. Man lernt außerdem Verantwortung zu tragen und kann nebenbei ein wenig Geld verdienen. Zu­mindest gewinnt man eine Erfahrung für das Leben.