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Zeitung << 1/2002 << Minderheitenhaus in Szeged


Minderheitenhaus in Szeged
Autorin: Alexandra Korom

In der Osztrovsky Strasse liegt ein kleines Haus, wo sich die Szegediner Minderheiten treffen können. Dieses Haus nennt man einfach „das Minderheitenhaus“, aber es bedeutet für die „Bewohner des Hauses“ etwas mehr. Hier können sich die Angehörigen der verschiedenen Nationalitäten miteinander treffen, verschiedene Programme machen und natürlich, was für sie das wichtigste ist, ihre Kultur, ihre Sprache und ihre Gewohnheiten pflegen.
1987 entstand der ungarndeutsche Freundeskreis, aus dem 1991 der Verein der Ungarndeutschen im Komitat Csongrád herausgewachsen ist. Sein Sitz ist in Szeged. Wie können die Ungarndeutschen ihre Kultur, Sprache und Gewohnheiten pflegen? Darüber habe ich Madari Rotraut, die Sekretärin des Vereins, gefragt.

Roti, wie bist du mit diesem Minderheitenhaus in Verbindung gekommen?
Gute Frage. Anfang 1990 war ich in einem ungarn-deutschen Freundeskreis tätig. Danach hatte ich keinen Kontakt. Seit 1999 bin ich Sekretärin des Vereins und beschäftige mich mit dem Problem der deutschen Minderheit.

Was ist deine Aufgabe?
Ich bin für die Organisierung von Kulturveranstaltungen, Nationalitätentagen und die Aufrechterhaltung der deutschen Sprache und Kultur verantwortlich.

Wenn wir z.B. Hajós oder Soroksár erwähnen, denken wir sofort daran, dass diese Orte typische deutsche Dörfer sind. Aber was ist mit Szeged? Wie viele Deutsche leben hier?
Nach Angaben der Volkszählung im Jahre 1990 erklärten 232 Deutsch als ihre Muttersprache von den 7870 deutschsprechenden Bürgern aus Szeged. Großteils lebten sie in Mischehen, und die Ehepartner waren Ungarn. Heute rechnet der deutsche Verein mit 3000 Deutschen in Szeged, davon erscheinen allgemein 70-80 regelmäßig bei Veranstaltungen der Minderheiten, und davon sind 30-40 Personen der "aktive Kern des Vereins".

Werden alle von ihnen hier registriert?
Ja. Es gibt eine Mitgliederliste und sie bezahlen einen Mitgliedsbeitrag. 100 Forint für Studenten und Rentner und 200 Forint für Arbeitende. Wann und wie sie es zahlen, ist völlig egal.

Gehören die Deutschen, die hier in Szeged leben, der jüngeren oder der älteren Generation an?
Meiner Meinung nach 60 % der in Szeged lebenden Deutschen sind älteren Jahrgangs.

Wenn ich Mitglied des Vereins werden möchte: Kann ich einfach hereinkommen und sagen „Hallo, ich möchte Mitglied werden!“? Muss ein Mitglied zu einer Minderheiten gehören oder steht die Tür des Hauses für alle offen?
Ja. Jeder, der Sympathie gegenüber der deutschen Kultur und Sprache erfindet, kann Mitglied des Vereins werden. Die Deutschstämmigkeit ist keine Voraussetzung.

Angenommen, ich bin schon Mitglied. Welche Möglichkeiten habe ich, dass ich mich mit den anderen treffe?
Wir treffen uns beim Chor, beim Kulturabend, beim Ausflug und bei gelegentlichen Treffen im Haus. Den Kulturabend gibt es einmal im Jahr. Der Chor ist zweimal wöchentlich, einmal im Monat ist ein Bastelzirkel für Vereinskinder. Jeden Dienstag ist vom 9.00-10.30 Deutschunterricht. Jeder kann kommen, Deutsch zu lernen.

Wenn ich mich für die Literatur Deutschlands interessiere oder nur einfach deutsche Zeitungen lesen möchte, habe ich dazu eine Möglichkeit?
Hier im Haus haben wir eine deutsche Bibliothek und die neusten Zeitschriften wie Spiegel oder Bild der Frau sind auch da. Es gibt eine Basisbibliothek u.a. mit deutscher Literatur in der Tábor Straße 7b.

Wann kann man das Haus besuchen?
Offiziell ist das Haus von 9-17 Uhr geöffnet.

Wie viele Nationalitäten leben hier?
Hier im Haus gibt es 6 Nationalitäten. Polen, Ukraine, Slowaken, Armenier, Griechen und Deutsche. Sämtliche Veranstaltungen können besucht werden. Zum Beispiel gibt es einen Griechischen Tanzabend. Die Polen, Griechen und Slowaken unterrichten ihre Kinder in der Sonntagsschule.

Wo kann man über das Haus, über die Programme hören?
Wir machen Werbungen im Rundfunk und in den Tageszeitungen wie in der Szegediner Délmagyarország.

Kennen die Menschen das Haus oder ist es nur den Nationalitäten bekannt?
Leider kommen nur die Leute der Nationalitäten. Nur der griechische Tanzabend ist viel besucht. Hier kann man griechischen Tänze kennen lernen.

Nutzen die Studenten, die Deutsch lernen, die Möglichkeiten des Hauses aus?
Kaum. Es ist ein Problem, dass die meisten Studenten nicht aus Szeged sind und am Wochenende nach Hause fahren. Die Veranstaltungen finden meistens am Wochenende statt.

Roti, danke für das Gespräch.
Danke.

Minderheitenhaus (Szeged, Osztrovszky Str. 6)
Geöffnet: täglich 9-17

Nationalitätsbibliothek des Komitats Csongrád (Tábor Str. 7b)
Geöffnet: Mo 13-17, Di – Do 11-16, Fr 9-13