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Zeitung << 1/2002 << Interview mit Dr. Margarete Ott
"Meine erste Erinnerung über Ungarn war eine Radiosendung aus 1956"
Interview mit Dr. Margarete Ott
Autoren: Ádám Gács, Piroska Molnár
Margarete Ott als DAAD-Lektorin war für mehrere Jahre hier an der Universität Szeged tätig. Vor ihrer Rückkehr nach Deutschland im Mai 2002 gab sie ein Interview, in dem sie zu ihrem Aufenthalt in Szeged, der Uni, den Studenten, ihren Projekten und überhaupt ihren Eindrücken von Ungarn Stellung nimmt.
Wir haben mit großem Bedauern gehört, dass Sie die Universität verlassen. Warum haben Sie sich so entschieden?
Eigentlich hätte ich noch bleiben können, denn jedes Jahr kann ich selber entscheiden, ob ich noch ein weiteres Jahr bleiben möchte. Ich habe mehr als zwei Jahre hier in Ungarn verbracht, was eine lange Zeit war. Da ich meine Familie nur selten sah, und das Hin- und Herfahren eben sehr anstrengend war, habe ich mich entschieden, zurückzukehren. Außerdem fand ich eine gute Stelle an der Universität von Osnabrück, wo ich im Mai 2002 auch anfangen werde.
Was werden Sie an der Universität Osnabrück unterrichten? Wir denken, nicht Deutsch als Fremdsprache, wie hier in Szeged.
Nein, natürlich nicht, sondern Sprachdidaktik und Sprachwissenschaft für Muttersprachler. Hier hatte ich solche Stunden, die ich halten musste, wie zum Beispiel Landeskunde, und die Grundlagenseminare aus Syntax und Morphologie. Auf der anderen Seite gab es Themen, die man relativ frei wählen konnte, und da habe ich es mir immer überlegt, was die Studenten sprachlich weiterbringt und für sie von Interesse wäre. Die Studenten waren auch hier kooperativ und versuchten sich weiterzubilden, was mich sehr gefreut hat. Wir haben auch greifbare, interessante Sachen in meinen Seminaren gemacht: unter anderem die Broschüre über das Schwarze Haus in Szeged; Theaterstücke geschrieben, welche wir am Ende des Seminars vor einem kleineren Publikum vorgeführt haben; ein schönes Poster von Thomas Mann im gleichnamigen Seminar; usw.
Warum haben Sie sich als DAAD-Lektorin beworben? Waren Sie mit Hilfe dieser Organisation schon in anderen Ländern tätig oder war es das erste Mal?
Ich wollte unbedingt einmal im Ausland arbeiten. Früher, als meine Kinder noch klein waren, konnte ich das einfach nicht. Seitdem sie erwachsen sind, ist es eher möglich. Mit dem DAAD ist es das erste Mal. Früher war ich aber auch schon in Ungarn für vier Wochen im Rahmen der Partnerschaft Szeged-Siegen als Austauschdozentin. Das hat mir sehr gefallen, und bald darauf habe ich mich dann beim DAAD beworben. Ich wusste nicht, dass ich nach Szeged kommen würde, das war eben ein Zufall.
Möchten Sie wieder als Lektorin im Ausland arbeiten?
Ich könnte mir das nur für kürzere Zeit vorstellen, für mehrere Jahre würde ich das wegen meiner Familie nicht mehr machen.
Was haben Sie hier in Ungarn noch neben der Uni alles unternehmen können?
Natürlich habe ich versucht, dieses Land besser kennen zu lernen. Ich war in Pécs, als ich als Austauschdozentin aus Siegen hier war, außerdem war ich natürlich in Budapest, dann auch in Gyula, und in Csongrád, aber letzteres war eine Enttäuschung für mich, denn ich dachte, dass diese Stadt die Komitatsstadt sei, und deswegen vielleicht eine größere Bedeutung hat, aber da kann man wirklich nur baden. Die Umgebung finde ich aber sonst schön. Natürlich kenne ich Szeged schon ausführlich, ich habe das Theater, die Bibliotheken, verschiedene Veranstaltungen besucht. Das mag als eine große Überraschung gelten, dass ich noch nicht am Balaton war. Wenn ich längere Zeit Urlaub bekam, fuhr ich immer nach Deutschland, und deswegen fiel der Balaton bei mir immer aus. Vielleicht machen wir einmal dort Urlaub! Ich hatte vor, die ungarische Sprache so gut wie möglich zu erlernen. Am Anfang lernte ich sehr intensiv, wobei ich noch die Zeit dafür hatte. Später konnte ich mich wegen der vielen Aufgaben und Lehrveranstaltungen nicht genügend damit beschäftigen. Daher sind meine Fortschritte im Ungarischen nicht so gut wie ich es mir vorgestellt habe.
Wie finden Sie Ungarn, das Leben hier an der Uni?
Ich finde dieses Land sehr schön und interessant. Ich wollte schon lange Ungarn besuchen, und als ich dann tatsächlich hierherkam, überraschte es auch mich selbst. Das Land kannte ich vorher schon, weil viele Lektoren aus Szeged nach Siegen kamen, und meine Kollegen, die schon mal in Szeged waren, haben mir über Ungarn auch erzählt. Ich fand es meinen Vorstellungen entsprechend, als ich hierherkam. Meine erste Erinnerung an Ungarn war eine Radiosendung aus dem Jahre 1956. Imre Nagy hat die anderen Länder Westeuropas um Hilfe aufgerufen, als der Aufstand in Ungarn niedergeschlagen wurde. Er hat seine Ansprache auch auf Deutsch gehalten, und noch in mehreren Sprachen. Inhaltlich kann ich mich daran nicht mehr erinnern, weil ich damals zu klein war, aber die Stimmung in meiner Familie werde ich wohl niemals vergessen. Später habe ich mich einigermaßen mit der ungarischen Geschichte beschäftigt, und hier in Szeged natürlich auch sehr viel, im Museum erfuhr ich viel Neues.
Sie haben eine Broschüre über das Schwarze Haus herausgegeben. Was war Ihre Motivation?
Ich wollte immer etwas Greifbares in meinen Stunden erreichen. Deswegen habe ich mich beim Museum erkundigt, ob ich mit meinen Studenten das machen darf, oder nicht. Natürlich ist es auch sehr nah zur Universität, das war mir ein Grund, warum wir eben dieses Museum gewählt haben. Der andere war, dass es hier eine sehr gute Ausstellung gibt, wo man sehr viel über die Geschichte der Stadt Szeged, und der Region erfahren kann. Ich meine, das ist auch für die Studenten und auch für eventuelle deutsche Touristen nützlich und interessant. Der Museumsleiter war sehr freundlich, und sie haben uns in allem unterstützt.
In welcher Form haben Sie das gemacht? Welche Organisationen, Firmen haben Ihnen finanziell geholfen, das Heft auszugeben? Sie haben eine Broschüre über das Schwarze Haus herausgegeben. Was war Ihre Motivation?
Wir haben im Seminar über dieses Museum geschrieben. Ganz konkret beschreibt das Heft die Ausstellung. Aber es war fraglich, ob wir es zeitlich und finanziell schaffen können, die Broschüre fertigzustellen. Der DAAD hat uns unterstützt, und ich habe noch bei einigen Firmen angefragt, ob sie auch uns finanziell helfen können. Beim Layout war der Grimm Verlag hilfsbereit. Natürlich musste ich beim DAAD rechtzeitig anfragen, ob solche Vorhaben unterstützt werden. Wir mussten ziemlich lange warten, aber dann haben sie etwas Geld zur Verfügung gestellt. Es hängt immer davon ab, ob Gelder frei sind.
Wo kann man diese Broschüre bekommen?
Wir konnten dem Schwarzen Haus ein paar hundert Exemplare überlassen, und die wollen sie an deutsche Touristen verkaufen können, die das Museum besuchen. Mit Hilfe dieser Broschüre bekommen die Touristen einige Erklärungen zur Ausstellung.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg an der Uni Osnabrück, und hoffen, dass Sie uns irgendwann noch mal besuchen werden.
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