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Zeitung << 1/2002 << Interview mit László Borbás
Interview mit dem Direktor des Grimm Verlags
Autorinnen: Henrietta Diós, Éva Magyar
GeMa wird von dem Szegeder Grimm Verlag herausgegeben. Der Verlagsdirektor ist Borbás László, der auch an der Universität Szeged Germanistik studiert hat. 1999 nahm er als Vertreter des Gastlandes Ungarn an der Frankfurter Buchmesse teil. Er ist auch verantwortlicher Herausgeber des Deutsch-ungarischen und des Ungarisch-deutschen Handwörterbuches von Hessky Regina.
Haben Sie schon unsere Zeitung gelesen?
Ja, zum Teil.
Was meinen Sie darüber?
Ich glaube, dass es eine gute Initiative ist. Es ist gut für die Studenten. Das Prinzip gefällt mir sehr gut, dass dadurch eine bestimmte redaktionelle Arbeit geleistet werden kann und auch die entsprechenden Kenntnisse an der Uni im Rahmen eines Seminars entwickelt werden können.
Sie haben auch Germanistik studiert. Würden Sie bitte etwas über diese Jahre erzählen?
Ich habe wirklich Germanistik studiert. Allerdings wissen Sie wahrscheinlich auch, dass ich gerade anfange an meiner Diplomarbeit zu arbeiten. Ich schreibe über die Kultur der Wörterbücher in Ungarn. Ich habe mit meinem Studium 1992 angefangen und hatte wegen meiner Arbeit bestimmte Perioden in Deutschland verbringen müssen. Das war unter anderem ein Stipendium für junge Buchhändler und Verkaufsleute im Ausland. Mit dem Stipendium konnte ich an mehreren Projekten des Börsenvereins teilnehmen, was eigentlich eine sehr große Anerkennung war. So musste ich für fast zwei Jahre mein Stipendium unterbrechen, was natürlich nicht bedeutet hat, dass ich darauf verzichtet hätte. Mit den Dozenten waren wir der gleichen Meinung, dass mein Studium zu einem späteren Zeitpunkt absolviert werden kann. So ist es geschehen. Dann habe ich anderthalb Jahre mit der Gastlandrolle Ungarns sehr viel zu tun gehabt. Ich war in Frankfurt stationiert und von dem ungarischen Ministerialbeauftragten für die Teilnahme Ungarns an der Frankfurter Buchmesse, Professor Bernáth Árpád beauftragt. Wir haben die Gastlandrolle Ungarns auf der internationalen Buchmesse den Erwartungen entsprechend absolvieren können.
Würden sie etwas genauer sagen, welche Aufgabe Sie auf der Frankfurter Buchmesse 1999 hatten?
Für die Gastlandrolle Ungarns auf der Buchmesse wurde eine Organisation in Ungarn gegründet. Der Leiter dieser Organisation war Herr Prof. Bernáth von der Universität Szeged. Wir haben nicht nur Bücher ausgestellt, sondern auch bestimmte Programme während, vor und nach der Buchmesse organisiert. Wir haben auch Künstler, Dichter, Politiker begrüßt und begleitet. Auch für das Aussehen des Messebüros und für dessen Auf- und Abbau waren wir verantwortlich.
Wie Sind Sie der Direktor des Gimm Verlags geworden?
Den Grimm Verlag habe ich selber mit einigen Freunden 1996 gegründet. Seit 1990 beschäftige ich mich mit Buchimport. Die Firma, in der wir im Bereich Buchimport tätig waren, habe ich 1996 meinem Bruder weitergegeben. Dann haben wir angefangen einen Verlag auszubauen.
Was sind Ihre Aufgaben als Direktor des Verlags?
Bei einem kleinen Unternehmen ist diese Aufgabe ziemlich vielseitig, weil man sich täglich mit verschiedenen Teilaufgaben wie Redaktion, Finanzwesen, Projektplanung, Marketing beschäftigen muss. Im Laufe der Zeit sind wir immer größer geworden. Wir sind immer noch nicht groß, aber unter den ungarischen Verlagen bereits ein mittelgroßer Verlag. Ich habe bereits 8 Kollegen und so können wir die Aufgaben sehr gut aufteilen. Ich habe nur noch die Aufgabe der Geschäftsführung, bestimmte Kontrollaufgaben, Planungen, Kontrolle der Finanzgebarung. Es gibt ein Projekt, das ich selber manage: das Handwörterbuch Deutsch-Ungarisch/Ungarisch-Deutsch.
Am Hessky-Wörterbuch hat auch Frau Bernáth Csilla, Dozentin der Universität Szeged als Redakteur mitgearbeitet.
Ja. Dieses Wörterbuch ist das modernste und das beste deutsch-ungarische Handwörterbuch, das es überhaupt gibt und gab. Wir arbeiten am ungarisch-deutschen Wörterbuch, das Ende Juni 2002 erscheint. Wir planen auch andere Wörterbuchprojekte zur deutschen Sprache. Unsere Wörterbuchkonzeption ist ganz anders als die des Akademie-Verlags. Wir haben keine Wörterbuchreihe mit kleinen, mittelgroßen und großen Wörterbüchern. Die moderne Lexikographie bedeutet, zumindest im verlegerischen Sinne, dass man bereits bei der Planung eines Wörterbuches die Wünsche der das Wörterbuch benutzenden Zielgruppe kennt. Ein Großwörterbuch wollen wir nicht machen, denn es gibt so viele Fachgebiete in der Sprache, dass wir nicht alles abdecken können. Statt dessen wollen wir zu dem Handwörterbuch Fachwörterbücher machen.
Was meinen sie über die Zukunft der Absolventen eines Germanistikstudiums in Ungarn? Was kann man heute mit diesem Diplom anfangen?
Gerade für Germanisten gibt es meiner Meinung nach sehr gute Chancen. Die Uni Szeged hat z.B. bereits angefangen, solche Spezialisierungen im Studium anzubieten, die wirklich als praktisches Wissen in der Zukunft gelten können. Ab September 2002 werden wir einen Kurs zusammen mit dem germanistischen und dem französischen Institut machen, wo wir praktisches Wissen über die redaktionelle und die Verlags-Arbeit vermitteln möchten. Die Nachfrage an einem solchen Seminar ist sehr groß. Wir möchten das mit einer entsprechenden Vorlesung ergänzen. Die Studenten können sich ausprobieren und testen und auch ihre Kreativität entwickeln. Wir möchten den Studenten durch dieses Projekt auch zeigen, dass man als Deutschlehrer und Germanist sehr viele Arbeitsmöglichkeiten hat.
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