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Zeitung << 1/2001 << Genetik oder Gen-ethik


Genetik oder Gen-ethik
Autorin: Szilvia Hajdu

Klon, Dolly, Antinori, Zavros, Embryoforschung. Diese Wörter sind allen bekannt, aber weiß jeder worum es eigentlich geht? Man lernt in der Schule, was Embryo, Keimzellen, Genen, Kreuzung bedeuten; über das Klonen lernt man aber noch nichts. Die Wissenschaft entwickelt sich rasch weiter und wir müssen unseren Kenntnisse ständig erweitern. Von den Medien hört man viel über das Klonen, aber wenn die Informationen das Verständnis nicht erleichtern, kann man nicht entscheiden, ob die Menschheit diese Experimente braucht oder nicht.

Gentechnik ist nicht die Erfindung des Menschen. Wis-senschaftler haben Genmanipulation auch in der Natur beobachtet. Ein bestimmtes Bodenbakterium (agrobacterium tumefaciens) dringt in eine verletzte Rübe ein und manipuliert dort die DNS-Sequenz der Rübe. Die Rübenzellen wurden umprogrammiert und arbeiten für den Lebensunterhalt des Bakteriums. Diese wissenschaftlichen Methoden verwendet man auch in der Nahrungsmittelproduktion und in der Medizin. Damit macht man die Zuckerrübe gegen verschiedene Schädigungen resistent und der daraus gewonnene Zucker unterscheidet sich nicht von dem konventionellen Zucker. Aus dem Bereich der Medizin möchte ich nur ein einziges Beispiel erwähnen: Insulin für Zuckerkranke wird seit Mitte der achtziger Jahre mit Hilfe gentechnisch veränderter Bakterien hergestellt. Diese genetischen Verfahren haben sich schon in unser Leben geschlichen, sie sind für uns sehr wichtig.
Der Begriff Klonen gewann in den letzten Jahren an Bedeutung. Der Name Dolly wurde weltweit berühmt. Die Besonderheit dieses Schafes ist, dass sie drei Mütter hat: eine Eispender-Mutter, eine genetische Mutter und eine Leihmutter. Dieses Experiment wurde auch mit Rindern und mit Mäusen wiederholt.
Am 25. November 2001 verkündeten die Forscher von der Biotech-Firma Advenced Cell Technology die er-folgreiche Herstellung geklonter menschlicher Embryos. Dolly-Schöpfer (Iian Wilmut) meint, dass es kein echter Fortschritt sei. Die Embryonen müssten mindestens sieben Tage lang am Leben gehalten werden.


Der italienische Arzt Antinori und der amerikanische Wissen-schaftler Zavros wollen bis 2002 das erste Klon-Baby schaffen. Sie begründen ihre Entscheidung damit, dass sie mit diesen Expe-rimenten den Wunsch unfruchtbarer Paare nach einem Kind erfül-len könnten.

Fast die gleiche Motivation spielt eine Rolle dabei, dass vier Wissenschaftler in San Francisco einen Menschen klonen wollen. Sie wollen noch im Oktober 2002 starten, und das Kind könnte in etwa 18 Monaten auf die Welt kommen. Ein amerikanisches Ehepaar möchte seine vorstorbene Tochter wieder auferstehen lassen. Dieses Klonen kostet 500000 US-Dollar (ca. 140 Millionen Forint). Noch vor dem Tod des Kindes haben Mediziner Zellen entnommen und konserviert. Daraus sollen jetzt ungefähr 100 künstliche Embryonen geschaffen werden. Für das Austragen des Babys stehen 50 Leihmutter bereit.
Die gesetzlichen Regelungen für die Gentechnik sind in den verschiedenen Ländern unterschiedlich. Klonen ist aber weltweit verboten. In Australien ist die Forschung 14 Tage nach der Befruchtung erlaubt. In Deutschland, Österreich und in der Schweiz sind alle Arten des Klonens und Eingriffe in das Erbgut menschlicher Keimzellen und Embryonen unzulässig. In den USA hat das Repräsentantenhaus am 1. August 2001 mit 265 Stimmen und 162 Gegenstimmen das Gesetz zum Verbot menschlichen Klonens angenommen. In der Deklaration der UNESCO und in der Charta der Grundrechte der Europäischen Union ist nur das reproduktive Klonen erwähnt, das therapeutische Klonen aber nicht.
Die Diskussion wird immer heftiger, aber wir können der Entwicklung nicht im Wege stehen. Die Entwicklung hat aber nicht immer eine positive Richtung; vorher weiß das aber niemand.

KLONEN: Durch künstlich herbeigeführte ungeschlechtliche Vermehrung genetisch identische Kopien von Lebewesen herstellen

IN-VITRO: "im Glas", d.h. im Versuch ausserhalb des Organismus

IN-VIVO: "im Lebewesen", im lebenden Organismus

GENTHERAPIE: Therapie mit genetisch veränderten Zellen

NUKLEUS: Kern einer Zelle, enthält die Erbsubstanz

REKONSTRUIERTER EMBRYO: Embryo, der durch verschieden Verfahren, namentlich Klonen, aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt worden ist

Infos:
www.quarks.de
www.cloning.ch
www.stoppt-pid-und-klonen.de