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Zeitung << 1/2001 << Sissi


Die Tochter des Glückes
Autorin: Edit Palyusik

Eine Frau, die weltweit bekannt ist. Eine Frau, die Königin und Kaiserin in einer Person war. Eine Frau, die ihr Leben durch ein Attentat verlor.
Elisabeth Wittelsbach wurde am Weihnachtsabend 1837 in München geboren. Sie kam mit einem Zahn zur Welt, was in der Volksmeinung Glück bedeutet. Ihr Vater war der Herzog Max in Bayern, ihre Mutter die bayerische Königstochter Maria Ludovika. Maria Ludovika war die Schwester der Erzherzogin Sophie, deren Sohn Franz Joseph war. Elisabeth – genannt Sissi – und Franz waren also Cousin und Cousine ersten Grades. Als Braut Franz Josephs war Sissis ältere Schwester ausersehen, doch Franz verliebte sich nicht in Helene, sondern in die fünfzehnjährige Elisabeth. Das Gefühl war beidseitig, die beiden verlobten sich 1853 in Ischl und 1854 heirateten sie in Wien in der Augustinerkirche.
Elisabeth war ein unkonventionelles, freiheitsliebendes und überaus sensibles Mädchen, und das gefiel ihrer Schwiegermutter nicht. Es kam früh zu Konflikten, die zwei Frauen verstanden einander nicht. Sophie wollte ihre eigenwillige Nichte zu einer guten Kaiserin erziehen, aber Sissi, die sehr frei aufgewachsen war, konnte sich nie an das strenge Protokoll des Wiener Hofes gewöhnen. Die anfängliche Verliebtheit in ihren Mann wich bald, Elisabeth erfüllte immer weniger ihre Repräsentationspflichten. Der Wiener Hof mochte die Kaiserin nicht, die Menschen hielten sie für keine gute Kaiserin. Sophies strenge Erziehung führte zu keinem Erfolg. Statt die langweiligen Empfänge und Feste zu besuchen, machte Elisabeth lange Spaziergänge, las Heine und lernte Ungarisch, denn je schlechter ihr Verhältnis zu der höfischen Umgebung und zu ihrer Schwiegermutter wurde, desto mehr beschäftigte sie sich mit der ungarischen Delegation. Nachdem sie die ungarische Sprache erlernt hatte, trat sie mit Gyula Andrássy in Korrespondenz und verbrachte immer mehr Zeit in Gödöllõ.br> Sissi interessierte sich immer mehr für den Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn. Ihr Anteil an dem am 17. Februar 1867 verwirklichten Ausgleich sollte nicht unterschätzt werden. Als unmittelbare Folge des Ausgleichs krönte man Sissi und Franz mit ungeheurem Pomp in der Matthiaskirche. Nach der Sitte beschenkte die ungarische Nation das königliche Paar, sie bekamen das Grassalkovich-Schloss in Gödöllõ. Sissi verbrachte später viele Monate dort.
Bald entdeckten die Ärzte bei ihr eine Lungenkrankheit, daher verbrachte sie viel Zeit im klimatisch günstigeren Griechenland. Die Kaiserin ließ in Korfu eine wunderschöne Traumvilla bauen, aber kaum dass das Gebäude fertig wurde, fuhr sie weiter. Sie wanderte ziellos in der Welt umher, nirgendwo fühlte sie sich wohl. Zu dieser Zeit war sie mehr als 50 Jahre alt, ihr einziger Sohn Rudolf war tot (er beging Selbstmord). Elisabeth trug nicht mehr bunte Kleider, sie glaubte immer mehr an das Weiterleben nach dem Tod, auch ihr Nervensystem war schon zu schwach.
Im September 1898 fuhr sie nach Genf, aber sie benutzte nicht ihren eigenen Namen, sondern einen Decknamen, Gräfin Hohenembs. Doch man wusste, dass die große, schlanke, elegante Frau die österreichische Kaiserin war. Auch Lucheni, der italienische Anarchist wusste, dass sich die Kaiserin in Genf aufhält. Er wollte sein verpatztes, freudloses Leben rächen, indem er eine klingenscharfe Feile ins Herz Elisabeths stieß. Die Kaiserin fiel auf den Rücken. Die Passanten halfen ihr aufzustehen, sie bedankte sich auf Französisch, Deutsch und Englisch. Mit ihrer Vertrauten eilte sie weiter zum Schiff, um es noch zu erreichen. Auf dem Deck des Schiffes fiel sie wieder zusammen. Die Vertraute band das Korsett Elisabeths auf und sah die blutige Bluse. Das Schiff kehrte um, aber der Arzt in Genf konnte nicht mehr helfen, nur den Tod feststellen. Schockierend, unglaublich und schaurig ist die Tatsache, dass das folgende Zitat von Elisabeth stammt. Sie schrieb diese Zeilen kurz vor ihrem Tod: "Ich möchte, dass meine Seele durch ein kleines Loch in meinem Herzen in den Himmel kommt."