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Zeitung << 1/2001 << 31. Oktober


31. Oktober
Autorin: Dóra Rauch

Der 31. Oktober ist kein Fest, kein Geburtstag eines bekannten Schriftstellers, sondern die Bewerbungsfrist aller DAAD-Stipendien. Jede Bewerbung muss bis zum 31. Oktober eingereicht werden.

Es gibt unendlich viele Möglichkeiten ins Ausland zu gehen. Viel Zeit in ein fremdes Land zu verbringen ist gut für die Sprachentwicklung des Einzelnen.

Wer kann sich um ein Stipendium bewerben?
Der Bewerber muss ungarischer Staatsbürger sein. Wenn jemand Ausländer ist, dann sollte er eine Aufenthaltsbewilligung haben. Weitere Bedingung ist, dass man mindestens zwei Semester an einer Hochschule studiert haben muss. Wenn man ein Stipendium bekommt, muss man keine Studiengebühren zahlen. Die Einschreibung, die Benutzung der Bibliothek ist ebenfalls kostenlos. Man bekommt einen Studentenausweis, dadurch hat man viele Ermäßigungen; beispielsweise kann man damit kostenlos in bestimmte Regionen reisen.
Warum soll man nicht einmal ein Stipendium ausprobieren? Es ist eine Tatsache, dass sich nur wenige um ein Stipendium bewerben. Ausgesprochene Semesterstipendien sind nicht sehr beliebt. Das Problem gibt es nicht nur an unserem Institut. Es ist klar, dass ein halbes Jahr sehr lang klingt, aber es geht vielleicht schneller vorbei als man denkt. Man stellt sich auch viele Fragen. Wie komme ich nach Deutschland? Wo werde ich wohnen? Was für Kurse soll ich belegen? Woher werde ich wissen, wie die Immatrikulation dort aussieht? Wie werde ich Freunde finden? Und man hat noch viele solche unbeantwortete Fragen. Eine Reise nach Deutschland zu organisieren kann nicht so kompliziert sein, wenn man bedenkt, wie viele Angebote Reisebüros haben. Über die Unterkunft muss man sich keine Sorgen machen, denn sie wird in den meisten Fällen organisiert. Studierende werden oft in einem Studentenwohnheim untergebracht, das monatlich etwa 300 DM (150 Euro) kostet. Das wird von dem Stipendium abgezogen. Wenn man schon dort ist und ein Dach über dem Kopf hat, soll man sich keine großen Sorgen machen. An jeder Universität gibt es ein Akademisches Auslandsamt, an das sich jeder Student wenden kann. Man sollte schon vor der Reise Kontakt mit dem Amt aufnehmen, um Schwierigkeiten auszuweichen.
Man muss sich den Kopf auch wegen des Geldes nicht zerbrechen, weil das Stipendium die Kosten abdeckt. Stipendienleistungen bei DAAD-Semesterstipendien sind z.B. monatlich DM 1.325. Wem der nicht ausreicht, kann man hier in Ungarn Studentendarlehen verlangen.

DAAD-Stipendien

Ungarn gehört zu den wichtigsten europäischen Partnerländern des DAAD. Der DAAD bietet Jahresstipendien, Forschungskurzstipendien, Semesterstipendien, Kurzstipendien und Hochschulsommerkursstipendien für einen Aufenthalt in Deutschland. Bei jedem dieser Stipendien ist eine Begründung für die Bewerbung benötigt.
Bei Jahresstipendien sind Absolventen und Graduierte die Zielgruppen. Sie können an einem Vertiefungsstudium teilnehmen oder an einem Aufbaustudiengang. Ziel solcher Vertiefungsstudien ist, eine Zusatzqualifikation für die weitere akademische oder berufliche Laufbahn zu erwerben. Der Aufbaustudiengang kann drei oder vier Semester dauern. In diesem Fall eine Verlängerung möglich.
Auch bei Forschungskurzstipendien sind Absolventen die Zielgruppe. Sie dauern 1-6 Monate lang. Um ein Semesterstipendium können sich Studenten vom dritten und vierten Studienjahr bewerben, die an einer deutschen Universität studieren möchten. Die Erfordernisse sind: ausführliche und präzise Darlegung des individuellen Studienvorhabens, Aufstellung der Studienleistungen nach Semestern mit Noten, Gutachten von zwei Hochschullehrern.
Kurzstipendien dauern nur drei Monate und das Ziel ist die Anfertigung von Abschlussarbeiten für Studierende der Germanistik.
Am kürzesten sind die Sommerstipendien. Die einzelnen Sommerkurse werden in einer DAAD-Broschüre vorgestellt. Diese kann man von der DAAD Lektorin, an der Universität Szeged zur Zeit von Margarete Ott im Institut für Germanistik, bekommen.
Weitere Informationen im Internet unter der Adresse WWW.AAA.UNI-Ortsname.de. AAA steht für das Akademische Auslandsamt, und an die Stelle des Ortsnamens muss man die jeweilige Stadt schreiben, in der sich die Uni befindet.

Österreich-Stipendien
Auch in Österreich gibt es Jahresstipendien. Eines ist das der Aktion Österreich-Ungarn. Die dauern von 1 bis 9 Monate lang. Voraussetzung ist hier, vier abgeschlossene Studiensemester an einer Universität oder Hochschule. Auch Graduierte können sich bewerben. Neben den monatlichen Stipendienraten (566,85 Euro) wird allenfalls ein Wohnkostenzuschutz ausbezahlt. Eine Unfall- und Krankenversicherung wird auch zur Verfügung gestellt. Das andere Jahresstipendium dauert von 2 bis 9 Monate lang. Stipendienleistungen für Studierende und Graduierte ist 940 Euro. Die Stipendiendauer der Sommerkurse beträgt auch in Österreich einen Monat. Wenn man sich an der Universität Szeged für österreichische Stipendien interessiert, sollte man sich an Markus Kóth, den Österreich-Lektor wenden.

Erasmus-Stipendien
Mit einem Erasmus-Stipendium kann man in verschiedene europäische Länder fahren. Unsere Universität steht im Kontakt mit der Regensburger Universität. Die Hauptbedingungen für die Bewerbung sind hier auch dieselben, wie bei den anderen Stipendien. Das Stipendium ist zur Zeit 190 Euro. Aber Studenten, die mit Erasmus im Ausland sind, bekommen im Gegensatz zu DAAD-Stipendiaten Arbeitsgenehmigung. Darunter soll man sich nicht unbedingt eine schwere Arbeit vorstellen, sondern z.B. ein Job an der Buchmesse. Man kann sich auch um ein zusätzliches soziales Stipendium in Ungarn bewerben, und man kann dadurch 80.000 Forint im Monat (650 DM) oder 40.000 Forint im Monat bekommen. Mit diesem Geld kann man das Stipendium ergänzen. Weitere Informationen sind unter folgender Internetadresse zu finden: www.bibl.u-szeged.hu/erasmus.

In Dezember 2001 veranstaltete das Institut für Germanistik unter der Leitung von Péter Bassola und Tamás Kispál einen Informationsabend über Stipendien. Studenten, die mit dem DAAD in Deutschland waren, erzählten über ihre Erfahrungen, die sie im Ausland gemacht haben. Sie teilten wichtige Informationen mit, die für die jetzt Bewerbenden sehr nützlich sein können:

Studienvorhaben
Bei der Bewerbung muss man ein Studien- oder Forschungsvorhaben schreiben. Man soll ein Thema auswählen, was man forschen möchte. Eine 1-2seitige Zusammenfassung reicht aus. Bei der Universitätsauswahl soll man solche Unis auf dem Bewerbungsformular einschreiben, an denen Dozenten arbeiten, die sich mit dem jeweiligen Forschungsgebiet beschäftigen. Bei der DAAD-Lektorin Margarete Ott sind Vorlesungsverzeichnisse von verschiedenen Universitäten zu finden.

Kursbelegung
Wenn man ein ausländisches Stipendium bekommt, muss man an der Heimatuniversität meist keine Kurse aufnehmen. Die im Ausland aufgenommenen Kurse können meistens ins heimische Curriculum einpassen. Ins ungarische Studienbuch muss man die Kurse einschreiben, die im Ausland belegt wurden. Auf wichtige Prüfungen an der Heimatuni wie die Zwischenprüfung muss man aber bei der Planung achten. Schwieriger ist die Situation bei Studenten, die auch noch ein anderes Fach haben. Sie müssen sich auch über die Aufnahme der Kurse des jeweiligen anderen Faches informieren.

Die ersten Wochen
Die erste Woche nennt man Orientierungswoche. Die Studenten werden bei der Ankunft am Ort des Studiums oft von studentischen Betreuern erwartet. Sie können alles erklären und z.B. bei der Ausfüllung der Formulare helfen. Man soll auch ein Bankkonto eröffnen, sich im Rathaus anmelden und eine Versicherung schließen. Für die Versicherung muss man nicht zahlen, denn es gibt ein deutsch-ungarisches Abkommen über soziale Versicherung unter der Nummer D/H 111. Wenn man darauf hinweist, entfallen die Versicherungskosten. Man bekommt bei der Ankunft oft auch einen Stadtplan und die wichtigsten Adressen. Das Akademische Auslandsamt und der DAAD organisieren gemeinsame Programme für die ausländische Studenten. Die Kursbelegungen verlaufen ähnlich wie bei uns. Vor dem Beginn der Reise ins Ausland kann man das Vorlesungsverzeichnis bekommen oder einfach vom Internet herunterladen.
Die Sommerkurse sind ähnlich organisiert, aber sie dauern nur einen Monat lang. Die Studenten kommen von der ganzen Welt. Sie werden meist auch erwartet und in Wohnheimen oder in Privatwohnungen untergebracht. Sie werden in Gruppen geteilt je nach dem Grad ihres Sprachwissens. Es wird mit einem Test entschieden, wer in welche Gruppe gehören wird. Man hat Sprachkurse und auch Kurse in Literatur und Sprachwissenschaft. Es gibt auch Arbeitsgemeinschaften, z.B. Journalismus, Tanz, Theatergruppe. An Wochenenden werden Ausflüge organisiert. Dafür muss man zirka 30-40 DM zahlen. Bei einer DAAD-Förderung bekommt man 2000 DM für den Aufenthalt in einem Sommerkurs. Man kann auch hier ein Ticket für kostenlose oder ermäßigte Fahrten im öffentlichen Verkehr erhalten.

Also keine Angst vor Stipendien, denn sie sind ganz gut organisiert. Man darf es auch nicht übersehen, dass man während eines Studiums leichter ein Stipendium bekommt als später, wenn man arbeitet. Es ist eine einmalige Erfahrung, die man nicht wegen Faulheit oder Angst auslassen sollte.