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Beiheft WS 2006/2007 << Interview mit Zoltán Kóti


Zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein – braucht man heute Deutsch?
Interview mit dem Vertriebsleiter der Délmagyarország, Herrn Zoltán Kóti

Autorin: Emília Bata

Nachdem man seinen Germanistikdiplom an einer Universität erworben hat, gibt es mehrere Möglichkeiten das Arbeitsleben zu beginnen und einen Job zu finden. Einige davon sind sehr bekannt, etwa Lehrer, andere weniger, wie zum Beispiel als Vertriebssleiter bei einem Verlag zu arbeiten.

Sie haben Germanistik und Geschichte an der Universität Szeged studiert und Ihr Diplom 1999 erworben. Warum haben Sie eben diese Fächer gewählt?
(er lacht) Geschichte war eigentlich immer mein Lieblingsfach in der Grundschule und im Gymnasium, und Deutsch... das Gymnasium ist ein zweisprachiges in Mezõberény.

Was wollten Sie nach der Universität arbeiten? Welche Ziele hatten Sie?
Eigentlich hatte ich keine Ziele. Ich hatte nämlich das Glück, während der Uni zu übersetzen. 1998 lag der Verlag Délmagyarország in deutschen Händen, der Verlagsleiter selbst war ein Deutscher und konnte kein Ungarisch. Er brauchte deshalb einen Dolmetscher, sein alter wurde krank und so hatte ich die Chance ein einziges Mal für ihn zu übersetzen. Weil der alte Dolmetscher krank blieb und der Stellvertreter mein… (er scheint zu zögern) mein Freund war - wir kannten uns schon lange -, hat er mich angerufen, ob ich die Arbeit will. Dann fragte mich der Verlagsleiter einfach, ob ich Zeit hätte, weiter zu arbeiten. Ich war damals im vierten Studienjahr und hatte natürlich Zeit dafür. (er denkt nach) Dann später ist jemand auf die Idee gekommen, dass ich schon alles gesehen, alles gelernt hätte, was man tun muss und dann wurde ich gefragt, ob ich bereit wäre, als Leiter des Betriebs bei einer Tochtergesellschaft des Verlags zu arbeiten. Das war 2000, also gleich nach meinem Studienabschluss. Das habe ich dann ein Jahr lang gemacht und seitdem arbeite ich hier. Nach meinem Abschluss habe ich dann auch noch ein Wirtschaftsdiplom erworben.

Sie haben mir schon im Telefon erzählt, dass Sie seit sechs Jahren kein Deutsch mehr gesprochen haben...
Das stimmt.

... haben Sie dann gar nichts davon benutzt, was Sie an der Uni studiert haben?
Was ich an der Uni studiert habe, hat mir sehr viel geholfen, mit dem Verlag in Beziehung kommen zu können und Kontakt zum Verlag zu haben. 2000 wurde aber der Verlag von einer deutschen an eine englischen Gesellschaft verkauft; seit diesen Zeitpunkt braucht man kein Deutsch mehr bei der Arbeit, viel mehr Englisch.

Deshalb lernen Sie jetzt Englisch.
Ja, das stimmt.

Warum haben Sie sich damals an der Universität entschieden, bei Claudia Sándor Übersetzung zu studieren?
Die Übersetzung war in den letzten zwei Studienjahren und gerade in diesen Jahren hat man mehr Zeit, denn in Germanistik und auch in Geschichte gibt es in den ersten drei Jahren mehr zu lernen. Die letzen Jahre sind natürlich für die Diplomarbeit und Staatsexamen vorgesehen. Ich wollte nicht, dass ich diese Zeit „verliere“, sondern wollte etwas machen. Das Übersetzungsstudium bedeutete eigentlich nur acht oder zehn Stunden pro Woche...

Was sind Ihre zukünftigen Ziele?
Erstens muss ich mir eigentlich Englisch aneignen… Zweitens müsste ich eine Familie gründen, ich bin seit anderthalb Monaten verheiratet… (er denkt eine Minute lang nach und sagt plötzlich) Na gut, wechseln wir diese zwei: erstens kommt die Familie, dann Englisch (nickt mit dem Kopf). Zurzeit bin ich hier bei dem Verlag in der richtigen Stelle und habe keine phantastische Pläne für die Zukunft...

Möchten Sie keine höhere Stelle besetzen oder eine ganz andere Art von Beruf ausprobieren?
Was ich hier mache, hat etwas mit Logistik, etwas mit Verkaufsunterstützung zu tun…ich habe viel zu erledigen. Ich will nicht anderes machen.

Warum würden Sie den Schülern das Fach Germanistik empfehlen?
Ich würde alle Fächer an der Uni empfehlen, in denen man sich eine Sprache aneignen kann. Die Kenntnisse, die man im Gymnasium bekommt, reichen natürlich nicht, man geht an die Uni, erlernt einen Beruf. Meine Erfahrungen sind, dass man mindestens eine Fremdsprache so richtig sprechen können muss. In erster Linie Englisch. Wenn man sich die Stellenanzeigen in der Zeitung anschaut, sieht man, dass Deutsch leider irgendwie in den Hintergrund gerückt wurde, sogar deutsche Unternehmen warten auf Englisch sprechende Mitarbeiter. Trotzdem ist es natürlich sehr wichtig, auch andere Sprachen zu beherrschen. Es gibt einen Spruch dafür: Wie viele Sprachen du sprichst, so viele Denkweisen hast du. Wenn man jung ist, soll man so viele Möglichkeiten nutzen, wie man nur kann. Man darf nie zufrieden sein.

Falls Sie eine Zeitmaschine hätten, würden Sie zurückreisen?
Ich würde nichts verändern. Deutsch brauchte ich, um meine Arbeit zu bekommen; die Geschichte gibt eine allgemeine Bildung, einen Überblick über gewisse Vorgänge, und man kann besser verstehen, was zum Beispiel im Land passiert.

Haben Sie damals auch das Lehramt gemacht?
Ja…das habe ich, aber ich habe keinen einzigen Tag unterrichtet. Ich habe das Praktikum genossen, aber das war genug.

Wollten Sie nie den Lehrerberuf ausüben?
Früher, mit sechzehn habe ich daran gedacht. Ich hätte auch die Möglichkeit gehabt, in meinem alten Gymnasium zu unterrichten, aber ich hatte schon als Übersetzer gearbeitet und habe diesen anderen Weg gewählt.